Das Jahr 1848 ist im österreichischen Bewusstsein vornehmlich über den Feldherrn der Gegenrevolution Johann Joseph Wenzel Graf Radetzky verankert. Es gibt in Österreich kein wirkliches Gedenken an die Helden der 1848er Revolution: nicht an den erschossenen Robert Blum oder an den in Abwesenheit zum Tode verurteilten Hans Kudlich, nicht an die hingerichteten Revolutionäre Wenzel Messenhauser und Hermann Jellinek. In Erinnerung geblieben sind die Sieger, der blutjunge Kaiser Franz Joseph und seine Generäle Fürst Windischgraetz, Joseph Graf Jellacic und eben Radetzky.
1848 gab es in Österreich mehrere Revolutionen. Und ihre Ziele waren grundverschieden. Die Revolutionäre in Oberitalien wollten ein unabhängiges Italien, die Ungarn ein eigenes Königreich, es gab Revolutionen in Prag, in Krakau und natürlich in Wien. In den österreichischen Provinzstädten blieb der revolutionäre Eifer sehr bieder, auch wenn man in Linz "tun wollte, was die Wiener tun".
Es gab ein Bündel von unterschiedlichsten Interessen und Zielen: die bürgerliche Verfassungsbewegung, die Bauernrevolten, die Protestwelle der frühindustriellen Arbeiterschaft, die nationalen Befreiungsbewegungen, die Frauenemanzipation.
Die Ziele des liberalen Bürgertums waren die Freiheit der Meinung, die Versammlungsfreiheit, die Budgethoheit und die Unantastbarkeit des Eigentums. Die Bauern wollten die entschädigungslose Streichung ihrer Feudallasten. Die in prekären Verhältnissen lebenden Menschen wollten Beschäftigung, Erhöhung der Löhne, Arbeitszeitverkürzung und Senkung der drückenden indirekten Steuern.
Schließlich erreichten nur die Bauern, was sie wollten, nämlich die Aufhebung der Grunduntertänigkeit und damit des Feudalsystems, allerdings nur gegen entsprechende Ablösezahlungen. Die bürgerlichen Ziele, Gleichheit, Mitbestimmung, Wahlrecht, Lehr- und Lernfreiheit, Meinungsfreiheit, wurden zwar festgeschrieben, waren aber im Neoabsolutismus vorerst ausgesetzt und wurden erst viel später verwirklicht. Die Anliegen der Arbeiter, der Nationalitäten, der Frauen wurden hingegen weiter unterdrückt. Doch 1848 bedeutete das formelle Ende des Feudalzeitalters und den ersten Start des Parlamentarismus und der demokratischen Mitbestimmung.