Am Neujahrstag 1918 erschütterte ein mysteriöser Mordfall die Öffentlichkeit. Tags zuvor war im Wiener Gaswerk Simmering der 15jährige Arbeiter Karl Chalupka mit eingeschlagenem Schädel aufgefunden worden. Die Illustrierte Kronen Zeitung berichtete: "Die grausige Tat erschien dadurch noch scheußlicher, daß der Körper des Ermordeten eine grässliche Verstümmelung aufwies. Als man die Leiche näher besichtigte fand man, daß aus dem rechten Oberschenkel ein Stück Fleisch in der Ausdehnung von etwa 27 Zentimeter Länge und etwa 12 Zentimeter Breite, das bis fast auf den Knochen mitsamt der Haut herausgeschnitten war. Das Stück Fleisch fehlte und muß vom Täter mitgenommen worden sein." Manche Zeitungen spekulierten sogar, dass sich der Täter das Fleisch für einen Braten herausgeschnitten habe.
Die Obduktion ergab, dass Karl Chalupka tatsächlich erst nach seinem Tod verstümmelt worden war. Der junge Mann hatte in der Nacht von 29. auf 30. Dezember zwar dienstfrei, ging aber trotzdem an seinen Arbeitsplatz, um dort zu übernachten. Den Ermittlungen zufolge war dies damals nichts Ungewöhnliches: Viele der insgesamt 900 Beschäftigten des Gaswerks zogen einen warmen Schlafplatz im Ofenhaus des Gaswerks ihren oft ungeheizten Quartieren vor. Der Kreis der Verdächtigen – 400 Zivilarbeiter und 500 Kriegsgefangene – war groß. Auf die Verhaftung des Täters wurde eine Belohnung von 500 Kronen ausgesetzt, was der heutigen Summe von etwa 2.500 Euro entspricht (berechnet nach dem Wert der Vorkriegs-Krone).
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Die Bluttat im Simmeringer Gaswerk (Illustrierte Kronen Zeitung vom 1. Jänner 1918)
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