Aus Anlass seines 60. Geburtstags gratulierte das Illustrierte Österreichische Journal dem berühmten Mediziner Karl von Noorden und nahm dabei Bezug auf sein Wirken an der Universität Wien:
"Hofrat Karl v. Noorden beging seinen sechzigsten Geburtstag. Er ist in Wien noch in guter Erinnerung und sein Scheiden von der Universität wurde als Verlust empfunden. Trotzdem v. Noorden nur sieben Jahre als Nachfolger Nothnagels wirkte, war die Tätigkeit einer so eigenartigen Persönlichkeit doch speziell für Wien eine sehr fruchtbare und hat dauernde Wahrzeichen hinterlassen. Seine Klinik war einer der Brennpunkte medizinischen Lebens. Von dem Arbeitsdrang, der an ihr herrschte, legt die Tatsache Zeugnis ab, daß in der genannten Zeit über 320 Arbeiten aus ihr erschienen sind, gewiß nicht alle gleichwertig, aber sehr viele doch von dauernder Bedeutung. Die lichtdurchflutete erste medizinische Klinik, deren Neubau sich nach Noordens Plänen vollzog, ist eine so vollkommene und in allen Einzelheiten so zweckmäßige und wohldurchdachte Anstalt, daß sie noch auf Generationen hinaus ein Vorbild bleiben wird. Viele Leidende werden sich auch in den Sanatoriumsabteilungen, deren Einrichtung für diätetische Behandlung sich an seinen Namen knüpft, dankbar seiner erinnern. Zur Neuordnung des Krankenpflegewesens im Allgemeinen Krankenhause durch Gründung des Schwesterinstituts hat er Anlaß gegeben."
Karl von Noorden kam 1858 in Bonn zur Welt, studierte in Tübingen, Freiburg im Breisgau und in Leipzig. Er widmete sich vor allem stoffwechselpathologischen Studien und galt als der führende Diabetes-Experte. 1906 wurde Noorden als Nachfolger Hermann Nothnagels als Ordinarius und Vorstand der Ersten Medizinischen Universitäts-Klinik des Allgemeinen Krankenhauses nach Wien berufen. Nach Ablauf seines Vertrags arbeitete Noorden an einer Privatklinik in Frankfurt am Main, um 1929 nach Wien zurückzukehren, wo er die Leitung Abteilung für Stoffwechselerkrankungen und der Diätküche im Lainzer Krankenhaus übernahm. 1932 erhielt er die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien. Noorden, der mit seiner Familie in der Döblinger Billrothstraße 54 lebte, war bis ins hohe Alter als Arzt aktiv. Er verstarb im Oktober 1944.
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Hofrat v. Noorden (Illustriertes Österreichisches Journal vom 1. Oktober 1918)