Am 10. Februar berichtete das Fremden-Blatt über neue Forderungen der Tschechoslowakei und Jugoslawiens an den kommenden Pariser Friedenskongress:
"Die serbischen Friedensdelegierten werden gemeinsam mit den Tschechen dem Friedenskongreß die Forderung unterbreiten, daß die Tschechen und die Südslawen so viel Territorium zu bekommen haben, um eine gemeinsame Grenze zu besitzen u. weiters wird die Internationalisierung der Donaudampfschiffahrt und der Eisenbahnlinie Fiume – Preßburg – Nürnberg – Paris verlangt."
Tatsächlich gab es bereits im Revolutionsjahr 1848 erste Ideen zu einem "Korridor", der Böhmen und Mähren mit den slawischen Gebieten im Süden verbinden sollte. 1915 lebte diese Idee im Zuge der tschechoslowakischen Unabhängigkeitsbestrebungen wieder auf und wurde den Entente-Mächten von tschechischen Exilpolitikern unterbreitet. Der Korridor sollte unter tschechoslowakischer Verwaltung stehen und Böhmen, Mähren sowie der Slowakei den Zugang zur Adria sichern. Jugoslawien, dass 1919 mit Italien um Dalmatien stritt, wollte sich mit dem Korridor hingegen rasche militärische Hilfe aus dem Norden versichern, sollte es mit Italien zum Kampf um Dalmatien kommen. Allerdings konnte Italien seine Forderungen hinsichtlich Dalmatiens während der Friedenskonferenz nicht durchsetzen. Außerdem stimmte im Rahmen einer Volksabstimmung 1921 die Mehrheit der Bevölkerung von Sopron – Sopron war als Hauptstadt des Korridors vorgesehen – für den Verbleib bei Ungarn, womit die Korridor-Idee spätestens damit vorüber war.
Link:
Die Südslawen wollen eine gemeinsame Grenze mit den Tschechen (Fremden-Blatt vom 10. Februar 1919)