Die Linzer Tages-Post berichtete am 10. Juni 1918 von den zwei konkurrierenden oberösterreichischen Kurorten Gmunden und Bad Ischl. Bad Ischl bewarb sich entgegen früherer Vereinbarungen im Alleingang um die Erhebung zum Heilbad, worauf man in Gmunden mit Empörung reagierte:
"Am 23. Februar nahm der Bürgermeister mit Gemeinderat Wilhelm Haas als Vertreter der Kurkommission an der Sitzung des Kurorteverbandes in Bad Ischl teil, in welcher einstimmig beschlossen wurde, sich für den kommenden Sommer für die Zulassung des Fremdenverkehres auszusprechen, eine Abordnung an die Zentralstellen zu senden, um von ihnen die nötigen Vorkehrungen hinsichtlich der Verkehrsverhältnisse anzusprechen und zu erwirken, daß die Orte Gmunden und Bad Ischl, Aussee und das Schwefelbad Goisern mit den Lebensmitteln bevorzugt beliefert, als Heilbäder qualifiziert, die Dauer der Kurzeit gegenüber dem Vorjahre verlängert und auch die übrigen Sommerfrischen mit Lebensmittelzuschüssen bedacht werden. Entgegen diesem einstimmig gefaßten Beschlusse begab sich aber schon Mitte März eine Deputation der Bad Ischler Vertretungskörper unter Führung des Hofrates Grafen Salburg zum Statthalter nach Linz, um für Bad Ischl allein die Erklärung als Heilbad zu erwirken. Hievon erfuhr die Gemeindevorstehung in den nächsten Tagen durch Zufall und sah sich um einer Hintansetzung und Schädigung Gmundens vorzubeugen, begreiflicherweise genötigt das gleiche zu tun."
Die Erhebung zum Heilbad war deshalb wichtig, weil das Ernährungsamt Heilbädern Sonderlieferungen an Lebensmitteln trotz der kriegsbedingten Notlage zukommen ließ. Zwar einigten sich die Kurortgemeinden des Salzkammerguts darauf gemeinsam vorzugehen, trotzdem operierte Bad Ischl, immerhin kaiserlicher Sommersitz, immer wieder im Alleingang:
"Während nun Gmunden und die anderen Verbandsmitglieder loyaler Weise an diesem Beschluß festhielten, war Bad Ischl bestrebt, insgeheim seinen obenerwähnten Sonderzweck zu erreichen, […]. Die Heilbadfrage wurde zum Politikum."
Die Konkurrenz zwischen Gmunden und Bad Ischl reicht aber weit in die Vergangenheit zurück und begann als der Salzhandel an Bedeutung verlor und Gmunden 1862 zur Kurstadt ernannt wurde. Bad Ischl reagierte darauf mit der Erhöhung der Kapazitäten des Ischler Solebades und wurde zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten Gmundens.
Allerdings gelang es Bad Ischl erst 1920 von der Landesregierung die Bezeichnung Kurort zuerkannt zu bekommen. Weil Gäste nun vermehrt nach Bad Ischl reisten, begann Gmunden mit Modernisierungsmaßnahmen. Man bemühte sich in Konkurrenz zur ehemaligen Kaiserresidenz Publikumsmagneten in den Ort zu holen, Theateraufführungen zu veranstalten und die Schiffsfahrt auszubauen. Es lässt sich also sagen, dass die Konkurrenz der beiden Kurorte durchaus belebend für die Region war.
Link:
Bad Ischl Heilbad – Gmunden nicht (Linzer Tages-Post vom 10. Juni 1918)