Am 10. März 1918 berichteten die Wiener Bilder über das Ableben der 86-jährigen Therese Reithoffer: "In den letzten Februartagen ist in Wien eine Dame gestorben, deren Name zu den besten und berühmtesten Wiens gehört und welcher die besten Traditionen Altwiener Patriziertums verkörpert – Frau Therese Reithoffer, geborene Hutterstrasser. [...] Frau Reithoffer war das Urbild der vornehmen Wienerin aus den früheren Tagen, die Herz, Geist und Gemüt mit jener Vornehmheit der Lebensführung verbinden und den guten Geist der Kaiserstadt in Haus und Welt vertreten."
Frau Reithoffer war die Witwe Moriz Reithoffers, einer der 4 Söhne Johann Nepomuk Reithoffers, der als Begründer der österreichischen Kautschukindustrie gilt. Ursprünglich ein Schneider, besuchte der 1781 im damals niederösterreichischen Feldsberg (heute Valtice in der Tschechischen Republik) geborene Johann Nepomuk Reihoffer auf Wanderschaft Chemievorlesungen an der Pariser Sorbonne. 1807 spezialisierte er sich in der Herstellung wasserdichte Stoffe und übersiedelte 1824 nach Wien. Als Reithoffer 1828 das Patent für das maschinelle Weben von Kautschukfäden erhielt, schlug die Geburtsstunde der europäischen Gummiindustrie. Aufgrund der großen Nachfrage nach Kautschukprodukten entstand bald darauf im niederösterreichischen Wimpassing die bis heute bestehende Fabrik.
1853 übernahmen die Söhne Reithoffers Eduard, Ludwig, Rudolf und Moriz, das Unternehmen. Nach mehreren Zusammenlegungen wurden die "Vereinigten Gummiwarenfabriken Wimpassing vorm. Menier – J. N. Reithoffer" als älteste Gummifabrik Europas Teil des Semperit Konzerns, der in Wimpassing bis heute sein weltweites Forschungs- und Entwicklungszentrum betreibt.
Johann Nepomuk Reithoffer starb hochbetagt im Jahr 1872 in seiner Wohnung in der Mariahilferstraße 115 im Wiener Gemeindebezirk Rudolfsheim-Fünfhaus. Seit 1895 ist dort der Reithofferplatz nach ihm benannt.
Links:
Therese Reithoffer + (Wiener Bilder vom 10. März 1918)
Weiterlesen: Semperit AG