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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

10. Mai 1918

Flüchtlinge
Flüchtlinge, Foto aus dem k.u.k. Kriegspressequartier 1917, ohne Ortsangabe; © Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv

Am 10. Mai 1918 berichtete das Salzburger Volksblatt von einem Abtransport von Flüchtlingen aus St. Gilgen am Wolfgangsee: "Nach vor kurzem erfolgten kleineren Abtransporten erfolgte gestern ein Abtransport von etwa 50 Flüchtlingen meist alten Männern, Frauen und vielen Kindern, die alle größtenteils aus der Bukowina stammten und durch achtzehn Monate in unserer Region untergebracht waren."

Schon zu Beginn des Ersten Weltkriegs kam es zu großen Flüchtlingsströmen besonders aus Galizien, der Bukowina, Istrien, Bosnien, Dalmatien, Kroatien und dem Trentino. Bis Ende 1915 wurden rund 390.000 Flüchtlinge in Flüchtlingslagern oder in Privatquartieren in der österreichischen Hälfte der Doppelmonarchie untergebracht. Ihre Unterbringung wurde emotional diskutiert, wobei die "sozialen Verträglichkeit" für die lokale Bevölkerung eine wesentliche Rolle spielte. Aufgrund der schlechten Ernährungslage während des Krieges, schlug den Flüchtlingen in vielen Fällen Ablehnung von Seiten der heimischen Bevölkerung entgegen, die annahm, dass es den Flüchtlingen, die in machen Lagern sogar Zwangsarbeit verrichten mussten, aufgrund der staatlichen Vorsorge wohl besser erginge.

Tatsächlich wurden Flüchtlinge häufig auf eine begriffliche Ebene mit "verdächtigen Personen". Hauptziel offizieller Flüchtlingspolitik war die Vermeidung nationaler und sozialer Konflikte und eine baldige Rückkehr der Flüchtlinge. So wurde es auch im Flüchtlingsgesetz vom Dezember 1917 festgehalten, das sich auf Bewachung, Kontrolle der Bewegungsfreiheit und Registrierung von Flüchtlingen konzentrierte. Die ohnehin geringe Bereitschaft der ansässigen Bevölkerung Flüchtlinge zu unterstützen, schwand mit Fortschreiten des Krieges und der sich zuspitzenden Ernährungslage; mancherorts wurde von Flüchtlingen sogar als Landplage gesprochen: "Durch die Abreise dieser Flüchtlinge ist die St. Gilgner Gegend wie von einer wahren Landplage befreit und erhofft eine Besserung der schon argen Lebensmittelnot."

Die strenge Internierungspolitik wirkte sich nach dem Zusammenbruch des Vielvölkerreichs 1918 noch lange Zeit negativ auf die Beziehungen zwischen Österreich und den Nachfolgestaaten aus.

Links:
Abtransport von Flüchtlingen (Salzburger Volksblatt vom 10. Mai 1918)
Heute vor 100 Jahren: Die Tragödie im Flüchtlingslager Wagna (4. Oktober 1917)
Heute vor 100 Jahren: "Der Skandal im k.k. Studiengebäude" (12. November 1917) 

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