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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

10. Oktober 1918

Karikatur über die Spanische Grippe in Wien
Blick auf Wien: "Sie: Sollt' ma dös glaub'n, daß in unserem Wean heut' a spanische Krankheit grassiert! Er: Dös wundert di', Alte? Mir kummt heutzutag die ganze Weanastadt spanisch vor!"; © Kikeriki vom 6. Oktober 1918

Im Herbst 1918 verbreitete die Spanische Grippe weltweit Angst und Schrecken, Schulen und Kinos wurden von Amtswegen geschlossen und wegen der Erkrankung des Eisenbahnpersonals musste auch der Zugsverkehr vor allem auf der Nord- und Südbahneingeschränkt werden. Am 6. Oktober 1918 berichtete die Neue Zeitung über Initiativen, um die Ausbreitung der Spanischen Grippe in Wien zu bekämpfen:

"Auf eine Anfrage des Gemeinderates Löwenstein in der gestrigen Gemeinderatssitzung erklärte Bürgermeister Dr. Weiskirchner: '[…] Bezüglich des Medikamentenbedarfes haben über meine Initiative Verhandlungen mit dem Apotheker-Hauptgremium stattgefunden und in einer dringlichen Eingabe an die deutsche Reichsregierung wurde um die Ueberlassung der für Wien notwendigen Medikamente ersucht. Ich habe weiters interveniert, damit die im Militärdienst stehenden Aerzte zur Behandlung der Kranken zur Verfügung stehen und habe ferner ersucht, daß eine Anzahl von Magistern, die in Wien in militärischen Diensten stehen, ihre Dienste widmen können. Die Sache steht so, daß tatsächlich auch hier wieder durch das Zögern der Regierungsorgane eine Beunruhigung in der Bevölkerung platzgegriffen hat' […] Mit Rücksicht auf die zahlreichen während der letzten Tage in Wien und Umgebung festgestellten Erkrankungen an spanischer Grippe hat der Landesschulrat am 5. d.M. die Direktionen der ihm unmittelbar unterstehenden Lehranstalten ermächtigt, bei Wahrnehmung einer größeren Zahl derartiger Krankheitsfälle unter der Schuljugend nach eigenem Ermessen, eventuell nach Anhörung des Amtsarztes oder des Schularztes, die Schließung einzelner Klassen oder der ganzen Anstalt für einen Zeitraum anzuordnen und durchzuführen […] Die Militärbehörden haben wegen des gehäuften Auftretens der 'spanischen Grippe' verfügt, daß bei naß­kalter Witterung oder empfindlicher Kälte die Unterkünfte (auch Kriegsgefangenenlager) schon vor Eintritt des vorgeschriebenen Heiztermines zu heizen sind […], und daß die Mannschaft zu belehren ist, zur Vermeidung von Kontaktinfektionen den Besuch schlecht gelüfteter Lokale, wie Wirtshäuser, Kinos und dergleichen zu unterlassen."

Während in Österreich insgesamt rund 21.000 Menschen an der Spanischen Grippe starben, waren es weltweit zwischen 20 und 50 Millionen Todesopfer, also weit mehr als alle Schlachten des Ersten Weltkriegs zusammen.

Links:
Der Kampf gegen die Grippe (Die Neue Zeitung vom 10. Oktober 1918)
Heute vor hundert Jahren: Die spanische Krankheit in Tirol (18. Juni 1918)

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