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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

12. Dezember 1917

Karikatur mit antisemitischen Stereotypen zum Thema Preistreiberei
Amtsdiener Zawratil: "Ach Pospischil, lass' mi mit deine Einbrecher aus. Da ham mir interessantere Fälle." Amtsdiener Pospischil: "Tua da nix an mit deine Preistreiber, san eh nur lauter Greisler und Miliweiber." (Milchverkäuferinnen) "Amtsdiener Zwaratil: "Daß i net lach'! Greisler?! – Bei uns fangt der Angeklagte überhaupt erst beim Kommerzialrat an!" Karikatur mit antisemitischen Stereotypen; © Der Morgen. Wiener Montagblatt vom 30. Oktober 1916

Im Verlauf des Ersten Weltkrieges führten Schleichhandel und Preistreiberei zunehmend zu einer Atmosphäre des allgemeinen Misstrauens und zu einer weit verbreiteten Verbitterung der Bevölkerung und zur Suche nach "den Schuldigen". Am 12. Dezember 1917 wurde über einen besonders aufsehenerregenden Fall berichtet: Der Seidenhändler Artur Kary, sein Geschäftsteilhaber Theodor Werfel und der Damenmodewarenhändler Wilhelm Balassa mussten sich vor dem Landesgericht Wien dafür verantworten, Waren unterschlagen und später mit einem teilweise bis zu zehnfachen Aufschlag verkauft zu haben.

Die Versorgungskrise, die im Winter 1916/17 ihren Höhepunkt erreichte und in erster Linie auf die nicht vorhandene Vorbereitung der Monarchie auf den Kriegsfall und auf innerstaatliche Ineffizienz zurückzuführen war, führte auch zu einem stetigen Anwachsen des Antisemitismus. Unter anderem wurde behauptet, jüdische Männer im wehrfähigen Alter würden sich vor dem Wehrdienst drücken (die deutsche Armee führte sogar eine diesbezügliche Erhebung durch, deren Ergebnisse aber verheimlicht wurden, da sich die Situation offenbar ganz anders darstellte), Juden würden die Kriegswirtschaft als Schleichhändler ausnützen und sich auf Kosten der nichtjüdischen Bevölkerung bereichern. Mit jedem Tag, mit dem der Krieg andauerte, wuchs auch der Antisemitismus.

Links:
Der Seidenhändler Kary im Landesgericht (Illustrierte Kronen Zeitung vom 12. Dezember 1917) 
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