Am 13. April 1918 berichtete der Allgemeine Tiroler Anzeiger vom Tod des letzten Stubaitaler Bauerndoktors Thomas Knaus aus Fulpmes in Tirol.
Die medizinische Versorgung sowohl an der Front, als auch im Hinterland war seit Kriegsbeginn durch Eiberufungen zum Militärdienst prekär. Es kam zu einem Ärztemangel, der mit Fortschreiten des Krieges auch im Hinterland immer stärker spürbar wurde. Ein einzelner Arzt war oft für ein sehr großes Gebiet zuständig. Da die ärztliche Versorgung in der Heimat zumeist älteren Ärzten oblag, bedeutete der Tod eines Arztes eine weitere Verschlechterung der Situation.
"Gestern starb inmitten seines Berufes am hochgelegenen Gleins der 75jährige Thomas Knaus aus Fulpmes; weit und breit gesucht als Heilkundiger in Ställen, aber auch an menschlichen Gebresten aller Art, war Thomas, genannt 'Butterer Tumele', der Letzte seiner Art im Tale. […] Jahrzehnte lang hat er gedoktert – kaum ein Bauernhaus im Tal hat, ihn nicht nächtlich als Beobachter unbekannter Leiden beherbergt; auch ins Navis und Gschnitz und ins Inntal erstreckte sich sein Ruf."
Im 19. Jahrhundert kam es zu einem schnellen Fortschritt in der Medizin, das alte Wissen und dessen Anwendungsmethoden verschwanden aber dennoch nicht gänzlich: "Er hatte es wie die Alten: Gründlichkeit, aber nebstbei ängstliche Verschwiegenheit in allem, in seinen Rezepten, deren Bereitung, in hunderten der heilbringenden Kräuter, in deren Wesen und Anwendung. Nicht nur die Heilskraft der gewonnenen Säfte war ihm für deren Verwendung maßgebend, als vielmehr auch Mondes- und Sonnenzeichen, Jahreszeit, Wetterzustand, Lostage und alle geheimnisreichen Umstände alten Wunderwesens in der Natur."
Auch noch nach dem Ende des Krieges führte die Spanische Grippe, aber auch ungenügende Hygiene, Mangelernährung und der eklatante Ärztemangel zu einer hohen Sterblichkeit. Erst ab 1919 erholte sich die Situation, insbesondere durch ausländische Hilfsmaßnahmen.
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Der letzte Bergdoktor (Allgemeiner Tiroler Anzeiger vom 13. April 1918)