Am 13. Mai 1918 berichtete die Neue Zeitung über Kormorankolonien in der Wiener Lobau und deren Einfluss auf die Fischerei:
"Seitdem der größere Teil der Lobau in den Besitz der Gemeinde Wien übergegangen ist […], haben sich gutgemeinte, aber sachlich keinesfalls aufrecht zu erhaltende Bestrebungen zur Erhaltung der dort seit den Tagen des Kronprinz Rudolf befindlichen Kormorankolonien geltend gemacht. Dem muß nun von fachlicher Seite im Interesse des Fischereiwesens entgegengetreten werden. Denn gerade der Kormoran ist einer der größten Fischereischädlinge, der an den Ufern unserer Gewässer ist. Ein verhältnismäßig großer Vogel, kann er Fische bis zu einem Gewichte von zwei Kilogramm leicht erbeuten und zu seinen Nestern tragen. Nimmt man nach Brehm den Nahrungsbedarf dieses Vogels nun mit zwei Kilogramm pro Tag an, so ist der Schaden ein beträchtlicher."
Nach dem Ersten Weltkrieg lebten in der Lobau rund 300 Kormoranbrutpaare, die aber auf Beschluss der Wiener Behörden auf etwa 80 Paare dezimiert wurden. Die Bestände konnten sich danach nicht mehr erholen, insbesondere weil sich die Lebensbedingungen für die Vögel auch durch Forst- und Fischereiwirtschaft dramatisch verschlechterten. Trotzdem fühlen sich Kormorane in Österreich wohl und es überwintern vor allem entlang der Donau so viele Vögel, dass man von November bis Februar mancherorts sogar von "Kormoran-Tagen" spricht.
Links:
Die Kormorankolonie der Lobau (Die Neue Zeitung vom 13. Mai 1918)
Heute vor 100 Jahren: Die Erschließung der Lobau (17. April 1918)