Klagen über die Versorgungslage der Zivilbevölkerung waren neben der Kriegsberichterstattung das Hauptthema der österreichischen Zeitungen während des Weltkriegs. Auch das Neue Wiener Journal thematisierte am 14. Juni 1918 wieder einmal die Herausforderungen, denen sich vor allem Frauen zu stellen hatten:
"Die Begleiterscheinungen des Weltkrieges, die auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens förmliche Umwälzungen hervorgerufen haben, stellen auch die Hausfrauen täglich vor Aufgaben, an die sie in normalen Zeiten nie gedacht hätten. Die rationierte Lebensweise – Fleisch, Fett, Mehl, Brot, Kartoffeln, Zucker und Marmelade sind nur in behördlich festgesetzten Mengen erhältlich – verursacht jeder Frau große Sorgen, wie sie ihre Familienangehörigen mit diesen karg bemessenen Rationen sättigen sollte. Die Verlegenheit steigert sich an manchen Tagen der Woche ins Unendliche, da es wiederholt vorkommt, daß die präsentierten Marken infolge Mangels an Vorräten trotz Bezugsberechtigung nicht eingelöst werden […] Die Ausgabe von Fettstoffen, die in jeder Haushaltung unentbehrlich sind, gehört schon längst der Vergangenheit an, denn seit Wochen erhielten die Besitzer der weißen Einkaufscheine, das sind die nichtrationierten Käufer, weder Speck noch Butter, die nur im Schleichhandel zu 50 bis 60 Kronen per Kilogramm [40 bis 50 Euro] aufzutreiben sind. Auch Eier sind sowohl von den Märkten wie auch aus den Läden ganz verschwunden. Ein- oder zweimal wöchentlich werden zwar Eier ausgegeben, allein wenn man Glück hat, kann man nach stundenlangem Warten in den Besitz von zwei Stück gelangen."
Links:
Die Schwierigkeiten im Haushalte (Neues Wiener Journal vom 14. Juni 1918)
Heute vor 100 Jahren: Soeben erschienen! Nirgends zu haben! (13. Jänner 1918)
Heute vor 100 Jahren: Schwindel mit Suppenwürze (17. Dezember 1917)