Die Website zum Gedenk- und Erinnerungsjahr 2018 wird nicht mehr aktualisiert, steht aber bis auf weiteres als Nachlese zur Verfügung.
Seitenpfad
Ihre Position: Oesterreich100.at - Von Tag zu Tag 1917 bis 1919
Inhalt

Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

15. August 1918

Die Aktion "Wiener Lehrlinge aufs Land": 300 erholungsbedürftige Lehrlinge mit ihren Begleitern vor ihrer Abreise auf dem Wiener Nordwestbahnhof nach Oberhollabrunn
"Wiener Lehrlinge aufs Land: 300 erholungsbedürftige Lehrlinge mit ihren Begleitern vor ihrer Abreise auf dem Nordwestbahnhofe nach Oberhollabrunn, wo sie in dem der Gemeinde Wien gehörenden Teil des Flüchtlingslagers für einige Wochen Aufnahme finden werden (x Bürgermeister Dr. Richard Weiskirchner)"; © Das Interessante Blatt vom 15. August 1918

Über die Aktion "Kinder aufs Land" wurde bereits am 15. Juni berichtet, doch es wurde auch weitere Jugendliche zur Erholung aufs Land geschickt – nämlich Lehrlinge. Im Juli, August und September 1918 wurden 300 männliche und 300 weibliche Lehrlinge für vier Wochen in Hollabrunn (bis 1928 "Oberhollabrunn") untergebracht. Das Interessante Blatt berichtete am 15. August 1918:

"Sie gehören ja auch noch zu den Kindern, unsere Lehrlinge. Und bedürfen derselben Fürsorge, wie die schulpflichtigen Kleinen. Es ist deshalb zu begrüßen, daß eine Aktion für die Lehrlinge einsetzte, die, wie ersichtlich, mit schönem Erfolg schafft. Vorige Woche trat die erste Partie von Wiener Lehrlingen ihre Ferienreise an, die in das ehemalige Flüchtlingslager in Oberhollabrunn zogen, um in dem der Gemeinde Wien gehörenden Teil ein paar Wochen Erholung zu finden. […] Schulinspektor Rummelhart meldete dem Bürgermeister [Richard Weiskirchner, von 1913–1919 Bürgermeister von Wien], daß 300 jugendliche Lehrlinge nach Oberhollabrunn unter der Aufsicht eines pädagogischen Leiters und acht Begleitpersonen abgehen. Er dankte dem Bürgermeister, daß er als Präsident der Lehrlingsfürsorgekommission diese Aktion, welche von hervorragender sozialer Bedeutung sei, so tatkräftig unterstützte und für die Beistellung der Lebensmittel sorgte. In seiner Erwiderung wies der Bürgermeister auf die hohe Wichtigkeit der Erhaltung des Gewerbestandes hin. Ohne den Handwerkerstand sei ein tüchtiger selbstbewußter Bürgerstand nicht denkbar. Es sei aber ebenso notwendig für die Zukunft eines tüchtigen Gewerbestandes Sorge zu tragen, und die Entsendung von Lehrlingen erstrebe diesen Zweck."

Im 6.000 Personen fassenden Flüchtlingslager Oberhollabrunn waren vor allem Flüchtlinge aus der Bukowina und den rumänischsprachigen Gebieten der Monarchie untergebracht, die im letzten Kriegsjahr wieder in ihre jeweilige Heimat zurückkehren konnten. Das ehemalige Flüchtlingslager Lager wurde nach dem Ersten Weltkrieg von der Stadt Wien kurz Zeit für die Lehrlingsausbildung weiterverwendet. Anschließend wurde das Areal von der Stadt Hollabrunn erworben, parzelliert und für Wohnzwecke verbaut.

Links:
Wiener Lehrlinge aufs Land (Das interessante Blatt vom 15. August 1918)
Heute vor 100 Jahren: Kinder aufs Land (15. Juni 1918)

Alle Einträge anzeigen: Von Tag zu Tag