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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

15. Mai 1918

Kaufhaus Gerngross in der Wiener Mariahilferstraße
Kaufhaus Gerngross in der Wiener Mariahilferstraße im Jahre 1912: Stiegenaufgang in der Seidenabteilung; © Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv

Im Mai 1918 stand der des Diebstahls angeklagte Ignaz Ostrozik vor einem Geschworenengericht. Der Nachtportier des bekannten Wiener Kaufhauses Gerngross hatte gemeinsam mit zwei Burschen, die noch nicht mal 14 Jahre alt waren, Waren im Wert von rund 30.000,- Kronen (14.685,- Euro) gestohlen und am Schwarzmarkt verkauft. Nach kurzer Zeit wurde aus einer zufälligen Begegnung eine gut vernetzte Diebesbande, in der neben den drei Dieben weitere Personen involviert waren:

"Der Mann ist auf sonderbare Art mit den beiden Knaben bekannt geworden. In dem Nachbarhause der Firma Gerngroß wohnten die Eltern des Otto O. Der kleine Taugenichts besaß nun einen Schlüssel, den er an der Türe des im selben Hause befindlichen Magazins 'probierte'. Zu seiner Genugtuung paßte dieser Schlüssel. Otto O. und sein gleichaltriger Freund Ludwig W. drangen nun nachts in das Magazin ein und stahlen einige Pakete mit Stoffen. Hiebei wurden sie von dem Nachtportier Ostrozik überrascht. Anstatt die jugendlichen Missetäter gehörig durchzubläuen, machte der Nachtportier mit ihnen gemeinsame Sache. Von da an stahlen die drei fast jede Woche mehrere Pakete. Durch Mittelspersonen wurden die Stoffe versetzt oder verkauft, größtenteils von der Mutter des Ludwig W. und der Schwester des Ostrozik, die Versatzscheine nahm der Greissler Albert Sandbichler ab. Der Erlös wurde geteilt, der Anteil des Ostrozik betrug mindestens 7000 Kronen."

Ignaz Ostrozik bekannte sich schuldig und gab an, "er sei ganz im Banne einer gewissen Frau Weißgramm gestanden, in die er sehr stark verliebt war. Diese junge Frau habe ihn zu den Diebstählen verleitet und er habe ihren Weisungen unbedingt Folge geleistet." Ostrozik wurde zu 15 Monaten "schweren Kerkers" verurteilt, die Verhandlung der Straftaten der beiden unmündigen Burschen und der Hehlerinnen wurde abgesondert und zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt.

Link:
Der verliebte Nachtportier (Fremden-Blatt vom 15. Mai 1918)

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