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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

16. Juni 1918

Abgestürztes Postflugzeug
Abgestürztes Postflugzeug, vermutlich 1914; © Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv

Am 1. April 1918 wurde der regelmäßige Luftpostverkehr in der k.u.k. Monarchie eingeführt und bereits zweieinhalb Monaten später kam es zu einem ersten tragischen Zwischenfall im ungarischen Mosonmagyaróvár (Wieselburg), heute eine Stadt nahe an der Grenze zum Burgenland. Die Illustrierte Kronen-Zeitung berichtete am 16. Juni 1918 von dem Unfall:

"Das am Sonntag von Budapest abgegangene Flugschiff ist am Abend in der Höhe von Wieselburg in Ungarn abgestürzt. Der das Schiff führende Oberleutnant Vargha, ein Bruder des ungarischen Reichstagsabgeordneten gleichen Namens, und der Beobachter, Leutnant Winger, sind dabei tödlich verunglückt."

Die Luftpostpiloten hatten einen gefährlichen Beruf und riskierten ihr Leben, da es häufig zu Unfällen kam. Technische Pannen – Maschinen und Geräte waren nicht zuverlässig, Motoren fielen aus, Vergaser vereisten oder Propeller versagten –, menschliche Fehler und Bruchlandungen gehörten zum Berufsalltag. Wie etwa aus amerikanischen Statistiken hervorgeht, kam es dort alleine im Jahr 1921 zu 1.764 Notlandungen, die jeden 6. Piloten das Leben kostete.

Im Fall des bei Wieselburg abgestürzten Flugzeuges konnte die Unfallursache nicht eindeutig geklärt werden – man ging davon aus, dass es mit den zum Unfallzeitpunkt herrschenden Wetterverhältnissen zu tun hätte:

"Gestern vormittags ging aus Budapest eine militärische Kommission zum Unglücksplatz ab, um den Lokalaugenschein vorzunehmen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Ursache des Unglücks in einer plötzlichen Veränderung der Luftverhältnisse zu suchen ist. Sonntag nachmittags herrschte nämlich eine drückende Hitze, die in der Höhe von 500 bis 600 Meter, in der sich das Flugzeug bewegte, plötzlich katastrophale Luftströmungen hervorrufen konnte. Die Insassen eines Flugzeuges, das Sonntag nachmittags die ungarische Grenze in der Richtung nach Budapest überflog und dort mit einer großen Verspätung einlangte, bekräftigen diese Annahme, indem sie berichteten, daß an der ungarischen Grenze großer Nebel und Stürme herrschten."

Um den waghalsigen Beruf eines Piloten in der Frühzeit der Aeronautik zu ergreifen war eine gehörige Portion Abenteuerlust notwendig. Allerdings wurden Piloten bewundert und einige der Todesmutigen wurden sogar als regelrechte Stars gefeiert.

Links:
Die Flugpost Wien-Budapest abgestürzt (Illustrierte Kronen-Zeitung vom 16. Juni 1918)
Heute vor 100 Jahren: Österreich, der Knotenpunkt des künftigen europäischen Luftverkehrs (1. April 1918)

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