Am 16. Oktober 1918 erschien in den Innsbrucker Nachrichten ein Artikel über die künstlerische Ausgestaltung des 1914 eröffneten Krankenhauses in Hall in Tirol durch den akademischen Maler Alfons Siber:
"Mit dem neuen Krankenhause hat Stadtbaumeister Illmer der Stadt Hall ein kleines baukünstlerisches Juwel errichtet: Einfach und gediegen, unaufdringlich in der Außenwirkung, vorbildlich in Bezug auf Raumaufteilung und Innenausstattung. Gediegenheit und Zweckmäßigkeit in edler Harmonie! Das Prunkstück des Gebäudes ist die Kapelle […] Der akad. Maler Alfons Siber arbeitet hier in aller Stille an der Vollendung der Fresken […] In Grüngrau mit Schwarz gezeichnet, in Weiß gehöht, wollte der Künstler unter Verzicht auf weitere Farbenwirkung die Tragik des Stoffes voll zur Geltung bringen und hat dies auch glänzend erreicht. – Welche Farbenfeuer aber läßt er im Gegensatze hiezu an den beiden Fresken im Frontbogen aufsprühen 'Die Offenbarung des hl. Johannes und der Weltkrieg' – so kündet eine Schriftrolle den Stoff an, dem diese Darstellungen entnommen sind. Erste Künstler, wie Dürer, Cornelius, Böcklin u. a. haben schon aus diesem Stoffe geschöpft; besonders die apokalyptischen Reiter erscheinen immer wieder als beliebter Vorwurf. Was hat Siber aus dem Stoffe gemacht? Er hat in tiefer Durchdringung desselben mit genialem Blicke die Parallele herausgefunden, die zwischen diesem Stoffe und dem gegenwärtigen Weltringen besteht: Es ist das uralte Lied, das in diesen beiden Fresken so lebendig und wuchtig auf uns wirkt – die Verkörperung des Kampfes, der gräßlichwild über die Erde rast, der Kampf zwischen Wahrheit und Tugend – gegen Lüge, Sünde und Mammon! […] Freuen wir uns, daß es durch den glücklichen Griff der Haller Stadtvertretung zwei erlesenen Künstlern wieder einmal möglich gemacht wurde sich in monumentalen Werken auszusprechen und im Gegensatze zu der wuchernden Kitsch- und Afterkunst Gediegenes uns künstlerisch Wertvolles zu schaffen."
Der 1860 im tirolerischen Schwaz geborene Alfons Siber studierte an der Wiener Akademie der Bildenden Künste und wirkte anschließend in seiner Tiroler Heimat als Maler und Restaurator. 1903 gründete er den Tiroler Künstlerbund. Während seine Auftragswerke, vor allem Porträts und Werke in Kirchen und Festsälen, dem konservativen Geschmack seiner Auftraggeber entsprachen, pflegte er in seinen privaten Bildern einen sezessionistischen Stil. 1914 ließ er sich – wie viele andere Künstler auch – von der Kriegsbegeisterung anstecken und beteiligte sich an der Gestaltung von Kriegspropaganda. Privat galt Siber als begeisterter Schifahrer, der die Lilienfelder Skilaufmethode des Niederösterreichers Mathias Zdarsky in Tirol einführte.
Das Haller Krankenhaus wurde 1914 eröffnet und beherbergte bis 1929 auch ein Altersheim. 1918 wurde dem Krankenhaus das Öffentlichkeitsrecht zuerkannt, was zu einem raschen Anstieg der Patientenzahlen führte. Seit 2011 ist das mittlerweile in "Landeskrankenhaus Hall" umbenannte Krankenhaus eine Anstalt der "Tirol Kliniken".
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Das neue Krankenhaus der Stadt Hall (Innsbrucker Nachrichten vom 16. Oktober 1918)
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