Am 17. April 1918 berichtete die Reichspost über die Wiener Lobau, da Kaiser Karl einen Teil dieses ehemals kaiserlichen Jagdrevier der Stadt Wien geschenkt hatte. Damit begann die Geschichte eines der bedeutendsten Nationalparks Österreichs.
Tatsächlich diskutierten im April 1918 verschiedene wissenschaftliche Vereine und Ämter die Nutzungsmöglichkeiten des an der Donau liegenden Areals, wobei der Gedanke des Naturschutzes bereits eine wichtige Rolle spielte:
"An dieser Beratung nahmen teil: der Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz in Niederösterreich, die k.k. Geographische Gesellschaft, das k.u.k. Heeresmuseum, der n.ö.-Jagdschutzverein, der Verein für Landeskunde von Niederösterreich, der Wiener Tierschutzverein, die k.k. Zentralkommission für Kunst und Denkmalpflege und die k.k. Zoologisch-botanische Gesellschaft. Die Beratungen führten zur Verfassung einer Denkschrift an den Bürgermeister von Wien, den geistigen Urheber des Gedankens der Schaffung eines Naturschutzparkes in der Lobau. Die Denkschrift betont die Notwendigkeit, die Lobau zur Deckung der wirtschaftlichen Bedürfnisse und zur Erholung der Bevölkerung zu verwerten, macht aber auf den Irrtum mancher Bevölkerungsschichten aufmerksam, der da meint, Nutzung zum Zweck wirtschaftlicher Vorteile und persönlicher Erholung einerseits, Bewahrung ursprünglicher Natur anderseits schlössen sich gegenseitig aus."
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde dem Naturschutz eindeutig der Vorrang eingeräumt: In den Jahren von 1926 bis 1938 durfte die Lobau sogar nur gegen Entgelt und auch dann nur von Ostern bis Allerheiligen betreten werden. Im Zuge der Kriegsvorbereitungen während der nationalsozialistischen Herrschaft wurde hingegen ein Öllager samt Ölhafen mitten im Naturschutzgebiet errichtet, was bleibende Schäden im Auwald hinterließ.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Lobau wieder als Erholungsgebiet genutzt; 1977 wurde sie als eines der wichtigsten Feuchtgebiete der Welt unter den Schutz der UNESCO gestellt und zum Biosphärenreservat erklärt. Nachdem im Dezember 1984 ein Kraftwerksbau in der Hainburger Au südöstlich von Wien insbesondere durch zivilen Widerstand verhindert werden konnte, wurde das gesamte Gebiet der Donau-Auen von der Wiener Lobau bis an die slowakische Grenze 1996 als zusammenhängender Nationalpark unter Naturschutz gestellt.
Link:
Die Erschließung der Lobau (Reichspost vom 17. April 1918)