Am 17. Dezember 1917 wurde vor gefälschten "Ersatzmitteln" gewarnt. Da durch die Kriegswirtschaft viele in der Vorkriegszeit selbstverständliche Produkte nicht mehr erhältlich waren, musste die Zivilbevölkerung immer öfter mit Ersatzprodukten vorliebnehmen. Getreide wurde mit Kartoffelmehl gestreckt, und als auch Kartoffel kontingentiert wurden, kam Mais- oder sogar Holzmehl zum Einsatz. Kaffee-Ersatz bestand aus einer Mischung aus Bucheckern, Eicheln und Kastanien, und Tabak wurde mit verschiedenen Kräutern und getrocknetem Laub gestreckt. Leinenstoff wurde durch Brennessel- oder Papierfasern ersetzt, und statt Leder zu verwenden, wurden Schuhsohlen aus Holz produziert.
Diese Situation, die bis auf wenige Ausnahmen die breite Masse der Bevölkerung betraf, wurde immer wieder von Schwindlern ausgenützt, die minderwertige Lebensmittel falsch deklarierten und verpackten, oder Lebensmittel mit wertlosen Zutaten verfälschten. Im konkreten Fall, von dem am 17. Dezember berichtet wurde, ging es um Suppenwürze: "Zu den beliebtesten dieser Ersätze gehören die Suppenwürfel, die fast in allen Fällen aus gefärbtem Kochsalz bestehen. Dieses gefärbte Salz, mit Sand verunreinigt, bildet die Kümmelwürfel der Nährmittelwerke Karolinental, die nicht ganz fünf Gramm schwer, um sechs Heller verkauft werden, sodaß die Herrschaften für ein Kilogramm Kochsalz zwölf Kronen einnehmen." (Umgerechnet etwa 70 Euro).
Karolinental (auf Tschechisch Karlin) ist ein Außenbezirk Prags, in dem ab 1817 zahlreiche Fabriken und Arbeitersiedlungen entstanden. Karlin ist heute ein Prager Trendviertel, das auch als das tschechische Silicon Valley bezeichnet wird.
Link:
Schwindel mit "Ersatz"-Mitteln (Allgemeiner Tiroler Anzeiger vom 17. Dezember 1917)