Am 17. Dezember 1918 berichtete die Illustrierte Kronen Zeitung von einem tragischen Unfall im Wiener Freihausviertel, das 2 Kindern das Leben kostete:
"Im Freihaus auf der Wieden lagen in einem Nebengebäude vollständig unbeaufsichtigt Handgranaten und andere Explosivkörper. Mehrere Jungen, die jetzt wegen Kohlennot Schulferien haben, gelangten in diesen Raum und fanden die Handgranaten. Sie betrachteten sie neugierig, wohl in Unkenntnis ihrer Gefährlichkeit, und spielten mit dem gefährlichen Spielzeug. Plötzlich ertönte eine furchtbare Detonation, die in der weitesten Umgebung gehört wurde. Von allen Seiten kamen Leute herbei und gingen den entsetzlichen Jammerrufen nach, die aus dem Zimmer ertönten. Sie fanden vier Jungen, die sich mit zum Teil grauenhaften Wunden in ihrem Blut wälzten. Die Rettungsgesellschaft leistete den Kindern erste Hilfe. Es sind vier Knaben aus der Nachbarschaft. Verletzt wurden: der 12jährige Hausmeisterssohn Fritz Erber, Kettenbrückengasse 18 wohnhaft (Weichteilezerreißungen am Körper, innere Verletzungen und Wunden im Gesichte, an den Händen und am rechten Bein); der 11jährige Schneidersohn Stephan Just, Rechte Wienzeile 39 (Weichteilezerreißung, innere Verletzungen und Wunden im Gesicht am Oberschenkel und Bauch); der 13jährige Drechslersohn Josef Rürlich, Rechte Wienzeile 60 (Weichteilezerreißungen und innere Verletzungen sowie Wunden im Gesicht, auf der Hand und am Knie) und der 13jährige Bürgerschüler Franz Behrend, Kettenbrückengasse 20 (Wunden am Scheitel und eine Nervenerschütterung). Entsetzlich waren die Klagen der vier verletzten Jungen. Dr. Hawranek brachte sie ins Wiedner Krankenhaus. Auf dem Wege dorthin ist Fritz Erber gestorben."
In der Nacht nach dem Unfall verstarb auch Joseph Rürlich. Dieser Unfall veranlasste den Autor des Artikels zur Forderung nach einer besseren Aufklärung über Waffen:
"Im Weltkrieg hat der menschliche Erfindungsgeist traurige Triumphe gefeiert, die sich leider auch jetzt im Frieden fortsetzen. Die unheilvollen Kräfte, die in den Mordwerkzeugen und Zerstörungsmaschinen schlummern, wissen nichts von Krieg oder Frieden, sie sind stets bereit, sich zu betätigen und Unheil und Vernichtung um sich zu verbreiten […] Das unselige Spiel mit Handgranaten hat sich wieder furchtbar gerächt. Es zeigt sich, daß die bisherigen Warnungen und Mahnungen vergeblich waren. Leider haben wir jetzt Schulferien, aber beim Wiedergewinn des Unterrichtes wäre es gewiß zweckentsprechend, die Kinder unter Anführung dieses Falles auf die gräßlichen Wirkungen des Todesspielzeuges aufmerksam zu machen. Die Katastrophe im Freihaus soll aber auch für alle Erwachsenen ein Ansporn sein, überall wo es in ihren Kräften steht, durch Mitteilung und Belehrung die Wiederholung solcher Unglücksfälle nach Möglichkeit zu verhüten."
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Das Todesspielzeug (Illustrierte Kronen Zeitung vom 17. Dezember 1918)