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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

18. Dezember 1917

Aus einem türkischen Rekonvaleszentenheim in Wien
"Aus einem türkischen Rekonvaleszentenheim in Wien: Ein Brief aus der Heimat"; © Die Neue Zeitung vom 18. Dezember 1917

Im Ersten Weltkrieg wurden die österreichischen Truppen an der galizischen Nordostfront im Kampf gegen Russland von 2 türkischen Divisionen unterstützt. Für die im vornehmlich polnisch und ukrainisch besiedelten Galizien freundlich aufgenommenen verbündeten Truppen wurden zu ihrer Versorgung im Hinterland Spitalsbetten, oft in eigenen "Türken-Abteilungen", bereitgestellt. Die ersten dieser Sanitätsstationen befanden sich in Nitra und Trencin (heute in der Slowakischen Republik) sowie in Pardubitz und Olmütz (heute in der Tschechischen Republik). Zusätzlich wurden in Wien und Budapest Rekonvaleszenten-Abteilungen für genesende türkische Soldaten errichtet. Das "Kaiserlich Ottomanische Kriegsministerium" entsandte damals etwa 40 Unteroffiziere nach Österreich-Ungarn, die ihre Landsleute vor allem als Übersetzer unterstützten. Aufgrund des für das Osmanische Reich ungünstigen Kriegsverlaufes erfolgte aber bis zum Jahresende 1917 die Repatriierung der überlebenden türkischen Soldaten: "Von 33.000 Mann, die Istanbul im Jahre 1916 verlassen hatten, um in Galizien zu kämpfen wird vermutet, dass bis zu 25.000 Mann in Galizien gefallen waren. Es kehrten ungefähr 8.000 Mann in die Heimat zurück." (Barbara Seiss, Die osmanischen Truppen im Ersten Weltkrieg an der Galizien-Front).

Im Neuigkeits Welt Blatt vom 1. August 1916 berichtete Hans Kerschbaum, kriegspropagandistisch verklärt, über die Ankunft der osmanischen Soldaten in Galizien. Sein Artikel enthält aber auch eine Prophezeiung des legendären wandernden ukrainischen Volkssängers und Wahrsagers Wernyhora, der im 18. Jahrhundert lebte. Seine Prophezeiung sollte sich 1918 tatsächlich erfüllen, allerdings ganz anders, als es sich die Monarchie vorgestellt hatte: "Heute kommen die Türken als Freunde, als Bundesgenossen und das polnische Volk erinnert sich heute eines Wortes, das Wernyhora, der prophetisch begabte ukrainische Bauer, vor mehr als hundert Jahren gesprochen: 'Gdy turek konia w Dniestrze napoi Polska powstanie – Wenn der Türke sein Pferd im Dnjestr tränkt, wird Polen auferstehen.'"

Links:
Türkische Truppen an unserer Nordostfront (Neuigkeits Welt Blatt vom 1. August 1916)
Weiterlesen: Die osmanischen Truppen im Ersten Weltkrieg an der Galizien-Front (PDF) 

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