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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

18. Juni 1918

Ein an Grippe erkranktes Kind wird von der städtischen Sanitätsmannschaft ins Krankenhaus geführt
"Ein an Grippe erkranktes Kind wird von der städtischen Sanitätsmannschaft ins Krankenhaus geführt"; © Die Neue Zeitung, Wien, vom 23. Oktober 1918

Zu Ende des Ersten Weltkrieges hielt sogenannte "Spanische Grippe" die Welt in Atem. Im Juni 1918 erreichte die Grippe offiziell auch Österreich. Tatsächlich gab es die ersten Grippeopfer bereits 1917. Um den Durchhaltewillen der Bevölkerung nicht zu schwächen, wurde der Ausbruch der lebensbedrohenden Grippe aber verheimlicht. "Die Grippe, die kürzlich durch ihr umfangreiches und heftiges Auftreten in Spanien zur 'spanischen Krankheit' gestempelt wurde, soll nun auch in Innsbruck herrschen und gestern sollen bereits 47 Fälle festgestellt worden sein." berichtete der Allgemeine Tiroler Anzeiger am 18. Juni.

Die Bezeichnung "Spanische Grippe" ist nicht ganz korrekt, da die Pandemie in Nordamerika ihren Ausgang nahm und durch amerikanische Soldaten nach Europa eingeschleppt wurde. Die am stärksten betroffene Region waren aber weder Amerika noch Europa, sondern Asien, wo rund 21 Millionen Menschen an der "Spanischen Grippe" starben. 1918, in dem Jahr als die Grippe offiziell Österreich erreichte, fielen ihr 18.500 Menschen zum Opfer, 1919 starben weitere 2.400 Personen, wobei Egon Schiele das prominenteste Opfer war. Schiele verstarb am 31. Oktober 1918 mit gerade einmal 28 Jahren. Grippewellen, wenn auch weniger verheerend, treten allerdings immer wieder auf, wie der Tiroler Anzeiger weiter ausführte:

"Wie im 'Abendblatt' ausgeführt wurde, war diese Krankheit schon einmal in Tirol und zwar vor fünfzig Jahren. Die epidemische Grippe brach Ende Jänner 1868 in Tirol zunächst im italienischen Landesteile aus und hielt dort anscheinend ziemlich lange unwillkommenen Aufenthalt bei der Bevölkerung. Ein Bericht aus Trient, der aus den ersten Februartagen des Jahres 1868 stammt, stellt fest, daß es in Trient kein Haus gebe, in dem sich nicht Kranke befänden. […] Als die große Grippenepidemie im Winter 1889/90 sich über drei Erdteile ausbreitete, ließ sie Tirol, wie überhaupt die Alpenländer, unberührt. Die Krankheit brach damals in Tomsk in Sibirien aus. Von dort überzog sie binnen vierzehn Tagen alle größeren Städte des europäischen Rußlands und gelangte dann nach Galizien und Innerösterreich. Gleichzeitig erreichte sie Skandinavien, dann Dänemark und Deutschland, überall die großen Städte bevorzugend."

Insgesamt forderte die "Spanische Grippe" weltweit zwischen 20 und 50 Millionen Todesopfer, also weit mehr als alle Schlachten des Ersten Weltkriegs zusammen. Manche Historiker sprechen sogar von 100 Millionen Todesfällen.

Links:
Die spanische Krankheit in Tirol (Allgemeiner Tiroler Anzeiger vom 18. Juni 1918)
Die spanische Grippe. Abflauen in einzelnen Bezirken – Überfüllung der Leichenhallen in den Friedhöfen – Zu wenig Gräber (Die Neue Zeitung vom 23. Oktober 1918)
Weiterlesen: Die Spanische Grippe von 1918 
Weiterlesen: Heimkehr mit Grippe im Gepäck

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