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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

18. März 1918

Beitrittserklärung zum "Bund für Jugenderziehung"
Beitrittserklärung zum "Bund für Jugenderziehung", der unter anderem von Helene Rauchberg, Marianne Hainisch, Alfred Adler und Erwin Lazar gegründet wurde; © Die Frau und Mutter vom Mai 1919

Das Neue Wiener Journal berichtete am 18. März 1918 über die "Erziehung zum Frieden" der engagierten Pädagogin Helene Rauchberg, die harsche Kritik am traditionellen Schulunterricht übte, und erklärte, dass Frieden nur bewahrt werden könne, wenn Kinder und Jugendliche zu friedfertigen Personen erzogen würde.

"Als Feldzugsplan zur Eroberung der Kinderseelen für den unumstößlichen Friedensbegriff möchte man alle diese Vorschläge bezeichnen, die dahin gehen, durch die Erziehung in Schule und Haus den Friedensgedanken so fest in die Brust des Kindes zu pflanzen, daß der erwachsene Mensch nach dieser Richtung hin niemals vor einem Zweifel stehen kann."

Zur Friedenserziehung sollte Jugendlichen im Geschichtsunterricht Ehrfurcht vor dem Leben beigebracht und Kriege nicht mehr verherrlicht werden, damit die Jugendlichen nicht mehr so leicht wie im Weltkrieg in leichtfertigen Heldenmut verfielen. Gewaltverherrlichende und rassistische Texte sollten aus dem Unterricht verschwinden. Die Erziehung zu selbstständigen Denken war Rauchberg besonders wichtig, damit Jugendliche nicht mehr von charismatischen Rednern, Agitatoren und der Revolverpresse manipuliert und zum Krieg verführt werden könnten.

Schließlich sollte die die Würdigung aller Nationen und Konfessionen zu einer friedfertigen Gesellschaft führen: "Kein Volk soll Anspruch darauf erheben alleiniger Kulturträger sein zu wollen und eifersüchtig darüber wachen, daß kein anderer Volksstamm es ihm gleichtut. Das Streben aller Völker sei es, die Kultur zu pflegen und sich im gegenseitigen Austausch ihre geistigen Errungenschaften mitzuteilen."

Nach dem Weltkrieg engagierte sich Helene Rauchberg für eine moderne Kindererziehung und war Unterzeichnerin der aufsehenerregenden "Kundgebung des geistigen Wien" vom 24. April 1927. Am 3. Dezember 1941 wurde sie 66-jährig als Jüdin vom nationalsozialistischen Regime deportiert und im KZ Riga-Jungfernhof ermordet.

Links:
Die Erziehung zum Frieden (Neues Wiener Journal vom 18. März 1918)
Eine Kundgebung des geistigen Wien (Arbeiterzeitung vom 24. April 1927) 

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