Der 18. Mai 1918 war ein großer Tag für das deutschsprachige Kabarett: "Heute Samstag den 18. d. eröffnet ein Teil des Kabaretts 'Hölle' unter dem Namen 'Orient-Bar', 6. Bezirk, Linke Wienzeile 6, wieder ihre Pforten. Unter der umsichtigen Leitung des Direktors Trau wird Küche und Keller, insbesondere auch nach dem Theater das Beste bieten […] Da die Orient-Bar auch ein beliebtes Rendezvous der Künstlerwelt ist, kann für einige Stunden Zerstreuung voll garantiert werden."
Das 1906 im Keller des Theater an der Wien eröffnete Kabarett "Hölle" entwickelte sich nach seiner Gründung rasch in eine der bekanntesten und beliebtesten Kabarettbühnen des gesamten deutschsprachigen Raums. 2 Jahre nach Beginn des Weltkriegs schloss es die Pforten, um ab Mai 1918 wieder leichte Zerstreuung zu bieten. Der im Jugendstil gehaltene Bühnenraum befand sich im heutigen Pausensaal des Theater an der Wien, daneben gab es noch den in Rot und Gold gehaltenen "Höllensaal". Nach den Vorstellungen stand den Besucherinnen und Besuchern die "Orient-Bar" zur Verfügung.
Unter den vielen bis heute bekannten Künstlerinnen und Künstler, die in der "Hölle" auftraten, finden sich klingende Namen wie Fritz Grünbaum, Hans Moser, Ralph Benatzky, Karl Farkas, Hugo Wiener oder Stella Kadmon.
1931 musste die "Hölle" nach finanziellen Turbulenzen schließen. Einer der letzten Hinweise dazu findet sich im Amtsblatt der Wiener Zeitung vom 27. März 1931, in der in knappen Sätzen von einer Klage der Küchengehilfin Marie Koller gegen den Pächter der "Hölle" Emil Weiß berichtet wird. Letzterer war allerdings "unbekannten Aufenthalts".
Links:
Orient-Bar (Wiener Allgemeine Zeitung vom 18. Mai 1918)
Emil Weiß (Wiener Zeitung vom 27. März 1931)