Am Vormittag des 18. November 1917 ereignete sich ein schwerer Unfall am Wiener Ostbahnhof. Während Kriegsgefangene Verladearbeiten durchführten, brachen plötzlich einige von ihnen bewusstlos nieder. Ein rasch herbeigerufener Arzt stellte bei ihnen eine schwere Vergiftung fest: "Die Kriegsgefangenen haben in der Meinung, Alkoholgetränke finden zu können, ein Fass, das Chloroform enthielt geöffnet und von dem betäubenden Gifte getrunken, ohne durch den durchdringenden Geruch gewarnt zu sein." Von den sieben betroffenen Gefangenen verstarben zwei an Ort und Stelle.
Mit der Fortdauer der Kampfhandlungen machte sich der Arbeitskräftemangel in allen am Krieg beteiligten Staaten immer stärker bemerkbar, sodass verstärkt Kriegsgefangene zu Arbeitsdiensten eingeteilt wurden. Zur Jahreswende 1916/17 waren in Österreich-Ungarn etwa 70 bis 80 Prozent der gefangenen gegnerischen Soldaten im Arbeitseinsatz. Vor allem in der Agrar- und Kriegsindustrie wurde vermehrt auf den Einsatz Kriegsgefangener gesetzt, sie waren aber auch an größeren Bahnhöfen im Einsatz.
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Sieben Kriegsgefangene durch Chloroform vergiftet (Illustrierte Kronen Zeitung vom 19. November 1917)