Ein Bericht aus der Stadt Baden, knapp 40 Kilometer südlich von Wien, gab am 19. Februar 1919 einen Einblick in die Lebensmittelkrise der unmittelbaren Nachkriegszeit und die dadurch verursachten Spekulationsgeschäfte:
"Die sich noch immer steigernde Verschleppung von Lebensmitteln erregt allgemeinen Unwillen. Es ist wirklich unbegreiflich, warum dieser arge Mißbrauch, der die ohnehin spärlichen und so teuren Lebensmittel den Badenern entzieht oder noch mehr verteuert, nicht abzustellen sein soll. Ganz besonders wird die Verschleppung bezüglich des Fleisches beobachtet. Wenn die Fleischer ihre Geschäfte aufmachen, da finden sich sofort einige Männer, die man schon gut kennt, ein und kaufen ganze Stücke des vorhandenen Fleisches, und zwar das beste davon. Die anderen Einkäufer müssen sich mit dem begnügen, was diese Engrossisten gnädig übrig l lassen. Was geschieht aber mit den von diesen gehamsterten großen Stücken Fleisch? Es wird zum Teile mit der 'Elektrischen' (gegenwärtig Dampftramway) nach Wien geführt, wo es die bezeichneten Herren jedenfalls sehr einträglich weitergeben. Die Profitgier gewisser Leute weiß immer einen Weg zu finden, um eine Verschleppung nach Wien oder sonstwohin zu ermöglichen. Fortlaufend kommen unserer Redaktion derartige Klagen zu. Es wäre höchste Zeit, den Herren 'Exporteuren' gründlich das Handwerk zu legen."
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Die Verschleppung von Lebensmitteln (Badener Zeitung vom 19. Februar 1919)