Der Pfingstsonntag 1918 fiel auf den 19. Mai, den viele Zeitungen zum Anlass nahmen sich mit den Kriegsverhältnisse auseinanderzusetzen. Auch im Neuigkeits-Welt-Blatt erschien ein Text, der den Frieden beschwor und damit den meisten Menschen aus der Seele sprach:
"Noch immer rasen die Dämonen des Hasses, der Lüge und grausamster Verwilderung durch die Welt. Erbarmungslos wütet das frevelhafte Männermorden und das Elend, das seinen Spuren folgt, ist grenzenlos. […] Nochmals Kriegspfingsten! Dreimal haben wir diese entsetzliche Vergällung unsrer Pfingstfreude schon erlebt, NUN kommt es zum viertenmal zu uns, ernster noch als in den früheren Kriegsjahren. Schwerer als sonst lastet der nur an der Ostfront verröchelte Krieg auf unser aller Schultern. Alle unsagbaren Opfer, Nahrungskürzungen und Entbehrungen aber können die Hoffnungen und Verheißungen nicht ertöten, die aus der bitterharten Gegenwart in eine, unendlich weite, schöne, zu allen Entwicklungsmöglichkeiten berechtigende Zukunft sprudeln."
Ganz im Sinne der Kriegspropaganda wurde am obersten Kriegsherren Kaiser Karl keine Kritik geübt, ganz im Gegenteil wurde seine Rolle sogar positiv ins Licht gerückt: "Wir stellen unser Volk und Vaterland und uns alle persönlich, mit allen Sorgengedanken und Hoffnungsgefühlen, mitten in das Flammenlicht des gnadenvollen Pfingstgeistes. […] Ganz erfüllt von diesem hohen Geist der Völkerversöhnung, hat unser Friedenskaiser gerade zur Pfingstzeit unter Gefolgschaft des Grafen Burian nach dem Orient sich begeben."
Allerdings versuchte Kaiser Karl nach seiner Thronbesteigung tatsächlich einen Friedensschluss herbeizuführen, scheiterte aber an der von ihm selbst verursachten "Sixtusaffäre". Diese verschlimmerte die Lage der Doppelmonarchie und führte sie in die völlige Abhängigkeit des Deutschen Reichs, das nach wie vor einen "Siegfrieden" anstrebte.
Links:
Pfingsten 1918! (Neuigkeits-Welt-Blatt vom 19. Mai 1918)
Heute vor 100 Jahren: Die Sixtusaffäre (16. April 1918)