Am 2. Dezember 1918 sollte in der Wiener Rotunde der Verkauf Tausender vom Heer ausgemusterter Kraftfahrzeuge beginnen, wie die Allgemeine Automobil-Zeitung ankündigte:
"Die Verwertungsstelle l, Auto, der Hauptanstalt für Sachdemobilisierung in der Taborstraße 18 erteilt allen, die sich als Käufer melden, einen Passierschein. Der Besuch in der Rotunde ist auf alle Fälle interessant, denn man sieht nicht alle Tage tausend Automobile auf einmal. Es gibt fast keine Marke, keine Motorstärke und keine Wagenkastenform, die man da nicht zu sehen bekommt. Der 6 PS Wanderer ist der kleinste Wagen und der 80 PS Prinz Heinrich-Austro-Daimler der stärkste und schnellste. Dazwischen liegen alle Abstufungen. Es gibt interessante Beutewagen, die den Russen und den Italienern abgenommen sind, ja sogar vom westlichen Kriegsschauplatz haben Beuteobjekte den Weg in die Rotunde gefunden. Einige der interessantesten werden dem Technischen Museum übersiedelt werden […] Grau in Grau ist alles gehalten und über dem Ganzen liegt Kriegsstimmung. Nicht alle Wagen sind im gleichen Zustand. Es gibt solche, die man nur mit Wasser, Oel und Benzin zu versehen hat, um sie anzukurbeln und wegzufahren. Andere müßten überholt oder repariert werden und noch andere können schon als altes Eisen gelten; sie gehören zu den Toten dieses Krieges […] Der Andrang der Kauflustigen in den Bureaus der Verwertungsgruppe in der Taborstraße ist ein großer. Hunderte von Personen wollen jetzt so rasch als möglich wieder in den Besitz eines Autos gelangen."
Die für die Weltausstellung 1873 im Wiener Prater errichtete Rotunde war der damals größte Kuppelbau der Welt (Kuppeldurchmesser 108 Meter). Erst 1957 wurde ein um einen Meter breiterer Kuppelbau in Belgrad errichtet. Die Wiener Rotunde fiel 1937 einem Großbrand zum Opfer, der in wirtschaftlicher Hinsicht als einer der verheerendsten Brände Wiens gilt.
Links:
Montag, den 2. Dezember, soll der Verkauf der alten Feldkraftwagen in der Rotunde beginnen (Allgemeine Automobil-Zeitung vom 1. Dezember 1918 mit 2 weiteren Abbildungen von der Verkaufsausstellung)
Wien hat keine Rotunde mehr! (Das Kleine Blatt vom 18. September 1937)