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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

2. Juli 1918

2Der Aff' hier wirft das Buch – mit G'schra weg, Darin gleicht er dem Bielohlawek!, Glühlichter Postkarte
"Der Aff' hier wirft das Buch – mit G'schra weg, Darin gleicht er dem Bielohlawek!", Glühlichter Postkarte Nr. 13, 1899; © Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv

In der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 1918 verstarb der bekannte christlichsoziale Wiener Kommunalpolitiker und enge Mitarbeiter des früheren Wiener Bürgermeisters Karl Lueger Hermann Bielohlawek.

Bielohlawek war als ungestümer Biertischpolitiker bekannt, der aus seinem Antisemitismus keinen Hehl machte, dessen Schlagfertigkeit aber sogar vom politischen Gegner anerkannt wurde. Karl Kraus, der Bielohlawek politisch absolut nicht nahe stand, brachte ihm eine gewisse Sympathie entgegen, obwohl er ihn in seinem Text "Der Hanswurst" als "Erbfeind der Bildung" bezeichnete und folgendermaßen zitierte: "Er hat einmal als Parlamentarier den Ausspruch gewagt, daß er die Bücherweisheit 'schon gefressen' habe, auf deutsch: nicht fressen wolle." Dieser Ausspruch, der auch als "Wann i a Biachl siach, hob i scho g'fressn" bekannt ist, war Bielohlaweks meist zitiertes Bonmot. Europaweites Aufsehen erregte er aber als er am 3. April 1908 im Wiener Reichsrat in aller Öffentlichkeit den berühmten russischen Schriftsteller Leo Tolstoy einen "alten Teppen" nannte. Als Literatur bezeichnete Bielohlawek "das, was ein Jud' vom andern abschreibt".

Am 2. Juli 1918 erschienen in mehreren Zeitungen Nachrufe auf den prominenten Politiker, darunter auch einer im Mährischen Tagblatt, das die Arbeiter-Zeitung zitierte, die Bielolahwek einen positiven Lerneffekt im Alter nicht absprechen mochte: "Einer seiner schärfsten Gegner die Wiener 'Arbeiter Zeitung' widmet ihm folgende Worte: Er hat sich mit der Zeit sehr verändert. Aus dem skrupellosen Demagogen war ein Verkünder der Autorität, selber eine Autorität geworden; aus dem Verächter von Kunst und Wissenschaft ein bildungseifriger Mensch, der sich ernstlich mühte, die Lücken seiner Bildung aufzufüllen und zur Kunst sogar in ein innigeres Verhältnis trat."

Links:
Hermann Bielohlawek † (Mährisches Tagblatt vom 2. Juli 1918)
Der Hanswurst (Karl Kraus über Bielohlawek, 1908)

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