Aufgrund der Finanzkrise der jungen Republik, die noch vielerorts in den Strukturen der einstigen Großmacht Österreich-Ungarn verstrickt war, konnten sich auch wichtige Institutionen staatlicher Unterstützung nicht mehr sicher sein. Am 20. Dezember 1918 berichtete die Wiener Allgemeine Zeitung etwa über den drohenden Konkurs des Karolinen Kinderspitals in Wien:
"Der Magistrat hat über Auftrag des Gemeinderates vom 26. November Erhebungen über die materielle Lage der Wiener Kinderspitäler gepflogen. Ungefähr gleichzeitig war ein Notschrei in den Zeitungen erhoben worden, daß das Karolinen-Kinderspital im 9. Bezirk, wenn nicht raschest Hilfe komme, bis 1. Jänner 1919 den Angestellten kündigen und den Betrieb einstellen müsse. In einer vor einigen Tagen dem Bürgermeister überreichten Eingabe ersuchte das medizinische Doktorenkollegium und das Verwaltungskomitee der genannten Anstalt mit dem Bemerken, daß eine Sanierung des Betriebes unbedingt notwendig sei und die Anstalten beim Ausbleiben der erforderlichen Hilfe spätestens am 1. März 1919 den Betrieb einstellen müssen, den Bürgermeister, er möge die nötigen Verfügungen treffen, damit der Betrieb aufrechterhalten werden könne."
Die drohende Schließung des Kinderspitals konnte durch ein Darlehen der Stadt Wien im letzten Moment abgewendet werden. Das aus einer Stiftung Karoline Riedls finanzierte Karolinen-Kinderspital im Wiener Pfarrbezirk Lichtental wurde 1879 eröffnet und umfasste zu Beginn lediglich zwölf Betten. Im Laufe der Zeit wurde es vergrößert, 1906 um eine Säuglingsstation erweitert und 1913 durch einen Neubau ersetzt, der nun 120 kleinen Patientinnen und Patienten Platz bot.
Der Krankenhausbetrieb konnte noch bis in die 1970er Jahre aufrechterhalten werden und wurde 1977 in das Wiener Wilhelminenspital verlegt. Heute befindet sich am Standort Sobieskigasse ein Heim für behinderte Jugendliche mit Tagesheimstätte.
Link:
Ein Darlehen für das Karolinen-Kinderspital (Wiener Allgemeine Zeitung vom 20. Dezember 1918)