"Marmelade, Powidlabgabe für Mitglieder am Montag – Kaffeewürfel, Kümmel, Kümmelersatz, Senf, Sardellen, Grog, Schwämme, Honig zur Selbstbereitung, Honigkuchenpulver, Pfefferkuchenpulver, Götzolin [ein um 1900 verbreitetes Putz-Pulver], Schuhpasta." Das war am 20. Februar 1918 das Angebot der Ortsgruppe Baden bei Wien der Rohö (Reichsorganisation der Hausfrauen Österreichs) für "Rayonnierte", also für Personen, die rationierte Produkte ausschließlich nur mit Lebensmittelmarken und nur in ganz bestimmten in ihrer unmittelbaren Wohngegend gelegenen Greisslerläden kaufen durften.
Spannender war an diesem Tag allerdings der Bericht aus dem Jubiläums-Stadttheater der Stadt Baden, das heute als eines der am besten erhaltenen und schönsten Theater des Fin de Siècle in Österreich gilt. Dort wurde in diesen Tagen Max Oberleithners Oper "Der eiserne Heiland" gegeben. Das bis in die 1930er-Jahre sogar an der Wiener Staatsoper aufgeführte, heute aber vergessene Werk, thematisiert den Volksgruppenkonflikt in Südtirol ganz im Sinne der österreichischen Kriegspropaganda des Ersten Weltkriegs, allerdings mit tragischem Ausgang sowohl für den deutsch sprechenden Bass-Bariton ("Andreas Reutterer, Schmied") als auch für den italienischen Sopran ("Anninna", die italienische Frau des Schmieds). Die Handlung wird in der Badener Zeitung vom 20. Februar in knappen Worten gut auf den Punkt gebracht.
Die Aufführung am Badener Jubiläums-Stadttheater verlief allerdings nicht ganz reibungslos: "Die Aufführung ging glänzend, der Totaleindruck von Werk und Wiedergabe war ein so nachhaltig günstiger, daß ihn selbst die verschiedenen unverschuldeten Unglücksfälle dieses Abends, als deren größter der elektrische Kurzschluß erwähnt sei, der nach dem Mägdequartett die Vorstellung für die Dauer einer Stunde unterbrach, nicht das geringste anzuhaben vermochte."
Links:
Theater: Jubiläums-Stadttheater in Baden (Badener Zeitung vom 20. Februar)
Weiterlesen: Der eiserne Heiland (Libretto)