Mitte Juni 1918 trat die Tabakrationierung in Wien in Kraft, der 16. Juli 1918 war der erste Geltungstag der "Raucherkarte" in Graz und am 20. Juli bedauerte die Badener Zeitung "die armen Raucher in Baden":
"Früher bekam man wenig, jetzt aber fast nichts. Einen positiven Besitz bedeutet aber nur die Raucherkarte selbst, als eines der interessantesten Dokumente des Staatsbürgers. Gegen Abtrennung eines Wochenabschnittes erhält der bedauernswerte Raucher 6 Zigarren oder 18 Zigaretten oder ein kleines Päckchen Rauchtabak. Damit soll er in weiser Einteilung eine ganze Woche auskommen, denn die Bittgänge als Ladenkunde in die einzelnen Trafiken sind ein mühsames und dabei meist aussichtsloses Unterfangen. Einen schlechten Trost bereitet der Gedanke, daß die Raucher in Wien viel besser daran sind, denn sie erhalten das Doppelte von dem, was in Baden verabreicht wird."
Besondere "Raucherkarten" wurden an die Stammkunden, also Personen, die nachweislich in der Nähe der jeweiligen Tabaktrafik lebten, abgegeben. Sie erhielten Karten der ersten Nummerngruppe, um zuerst bedient zu werden, sodass für die Laufkundschaft oft wenig oder gar nichts mehr übrig blieb. Der Tabakmangel hielt noch lange nach dem Krieg an, sodass erst ab 1923 auf die Neuauflage der Raucherkarten verzichtet wurde, Stammkunden aber weiterhin eine bevorzugte Bedienung genossen.
Links:
Die armen Raucher in Baden (Badener Zeitung vom 20. Juli 1918)
Offizielle "Todeserklärung" einer Vergessenen. Ein Erlaß über die Raucherkarte (Illustrierte Kronen-Zeitung vom 21. Dezember 1922)