Am 20. März 1919 fand in Innsbruck eine lebhafte Sitzung der Tiroler Landesversammlung statt, in der auch über die Zukunft des Tiroler Achensees debattiert wurde, wie der Arbeiterwille kursorisch vermerkte:
"Über den Antrag, den Achensee zur Ausnützung seiner Wasserkräfte durch das Land anzukaufen, entstand eine lebhafte Debatte, die in der Nachmittagssitzung fortgesetzt werden wird."
So wie auch andernorts in Österreich, etwa in dem an Seen reichen Kärnten, wurde das Thema Wasserkraft nach dem Ersten Weltkrieg immer wichtiger, da dem Staat durch die Grenzziehungen von 1919 kaum andere Ressourcen zur Energiegewinnung zur Verfügung standen. In Tirol bot sich der Achensee für ein Speicherkraftwerk an.
Der erste urkundlich nachweisbare Eigentümer des Sees war die Abtei St. Georgenberg-Fiecht, die allerdings Mitte des 15. Jahrhunderts dazu gezwungen wurde den See an Herzog Siegmund zu verpachten. In den Jahrhunderten danach blieb der See zwar im Eigentum der Abtei, wurde aber durchgehend von den Landesfürsten genutzt, sodass der Eindruck entstand, es handle sich um herrschaftliches Eigentum. 1775 sollte der See dann tatsächlich zusammen mit anderen landesfürstlichen Fischereigewässern versteigert werden, wogegen sich die Abtei St. Georgenberg-Fiecht erfolglos zu wehren versuchte. Schließlich ersteigerte die Abtei selbst die Nutzungsrechte am Achensee.
1919 musste die Abtei den See unter Druck an die Stadt Innsbruck verkaufen, die 1924 die Tiroler Wasserkraft Aktiengesellschaft gründete, um den See für den Betrieb eines Speicherkraftwerks zu nutzen. Das Achenseekraftwerk wurde 1927 eröffnet und war zu diesem Zeitpunkt das größte Speicherkraftwerk Österreichs.
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Aus der Tiroler Landesversammlung (Arbeiterwille vom 22. März 1919)