Trotz oder gerade wegen der Entbehrungen der Bevölkerung während des Weltkrieges wurden die kleinen Freuden des Lebens hoch gehalten. In dem im Mai 1917 eröffneten neuen Dianabad im zweiten Wiener Gemeindebezirk kamen sowohl Sportbegeisterte als auch Erholungssuchende auf ihre Kosten. Der Morgen berichtete am 20. Mai 1918 anlässlich des ersten Jahrestags der Neueröffnung über das "Nobelschwimmbad":
"Das Dianabad, das dank der Pracht der Inneneinrichtung und der Zweckmäßigkeit aller Behelfe längst von der Gunst des Publikums, getragen ist, hat nun auch seine großen Schwimmbäder eröffnet! Und es sind gleich zwei Schwimmhallen, die der 'Sommerfrische Wien' zur Ausübung des gesündesten und beliebtesten Vergnügens zur Verfügung stehen. In hoch gewölbten, imposanten Hallen, die dennoch anheimelnd in ihrer Ausstattung sind, ist ein 400 Quadratmeter Wasserfläche umfassendes 'Nobelschwimmbad' und daneben ein noch weit größeres 'Allgemeines Schwimmbad' untergebracht."
Seit seiner Eröffnung 1808 war das Dianabad ein beliebter Treffpunkt der Wiener Gesellschaft. Das Bad wurde 1841 umgebaut und 1878 von Otto Wagner erweitert, sodass die Schwimmhalle im ehemaligen Innenhof im Winter als Ballsaal genutzt werden konnte. Am 15. Februar 1867 erklangen dort zu ersten Mal die bezaubernden Klänge des Strauß-Walzers "An der schönen blauen Donau".
1913 wurde das Dianabad abgetragen und nach luxuriös nach Plänen von Peter Paul Brang bis 1917 neu errichtet: "In durchaus vornehmem Stil geführt, ist es trotz einer gewissen Exklusivität dennoch so gemütlich, daß jeder Bade- und Sportbeflissene zum treuen Stammgast werden muß. 'Ob schön, ob Regen', das alte Motto für das Stelldichein fröhlicher Menschen gilt auch hier: genial konstruierte Schiebedächer machen die Schwimmbäder von jedem Witterungswechsel unabhängig, so daß im geschlossenen Raume, aber auch unter sommerlich freiem Himmel, sogar bei künstlich erzeugtem Regen, gebadet, werden kann. Ein eigenes Wellenbad, in dem durch neuartige Maschinen bis zu einem Meter hohe Wellen erzeugt werden, gibt uns die Illusion des Seebades und übt die bekannte kräftigende Massagewirkung auf den Körper. Im Nobelschwimmbad ist die glücklichste Vereinigung von Sportgeist und Behaglichkeit erreicht; erfahrene Lehrer und Lehrerinnen erteilen Schwimmunterricht, Turngeräte, Sprunggerüste usw. fehlen ebensowenig wie dem Komfort dienende Nebenraume, Büfett usw."
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Dianabad schwer beschädigt, konnte aber 1946 den Betrieb wieder aufnehmen, musste aber in den 1960er Jahren einem Neubau weichen. In späteren Jahren wurde das Dianabad räumlich etwas zurückversetzt wiedererrichtet und lockt wieder zahlreiche Gäste zum Baden in den 2. Wiener Gemeindebezirk.
Links:
Das Wiener Nobelschwimmbad (Der Morgen – Wiener Montagblatt vom 20. Mai 1918)
Heute vor 100 Jahren: Der Badebetrieb an der Wiener Donau (13. September 1913)