Am 21. Jänner 1918 verkündete die Illustrierte Kronen-Zeitung das Ende der Streikbewegung, die fünf Tage zuvor im Wiener Neustädter Raum ausgebrochen war und sich über weite Teile der Monarchie ausgedehnt hatte. Der Parteivorstand der Sozialdemokraten rief dazu auf, die Arbeit wieder aufzunehmen.
Tagesgespräch war der österreichisch-ungarische Außenminister Ottokar Graf Czernin, dem Vertreter der der Arbeiterschaft tags zuvor ihre Forderungen (Abschluss der Friedensverhandlungen mit Russland, bessere Verpflegung, Wahlrechtsreform sowie Aufhebung der Militarisierung der Betriebe) übergeben hatten.
Czernin, mit vollem Namen Ottokar Theobald Otto Maria Graf Czernin von und zu Chudenitz, entstammte einem böhmischen Adelsgeschlecht und vertrat als Minister des Äußeren Österreich-Ungarn bei den Friedensverhandlungen mit Russland in Brest-Litowsk.
Nur drei Monate später, im April 1918, musste Czernin von seinem Amt zurücktreten: Der französische Außenminister Georges Clemenceau hatte Dokumente veröffentlicht, in denen geheime Friedensbemühungen Österreich-Ungarns mit den Regierungen der Entente belegt wurden ("Sixtus"-Affäre).
In der Ersten Republik kehrte Czernin kurz in die Politik zurück und übte von 1920 bis 1923 ein Nationalratsmandat für die Demokratische Partei aus. Da er nach einer Bodenreform seinen Grundbesitz in Böhmen verloren hatte, lebte er im Salzkammergut. Er starb 1932 in Wien und wurde in Bad Aussee begraben.
Links:
Ende des Aufstandes (Illustrierte Kronen-Zeitung vom 21. Jänner 1918)
Weiterlesen: Sixtus-Affäre, Darstellung Czernins 1918