In der Nacht auf den 22. April 1918 ereignete sich in der Salzburger Thumegger Straße 7 ein Familiendrama. Karl Brunner, Inhaber der Ofen- und Herdfabrik Hübschenberger und Co., verübte mit Einverständnis seiner Gattin aus wirtschaftlicher Not einen erweiterten Selbstmord und vergiftete seine Ehefrau sowie die drei gemeinsamen Kinder mit Blausäure, um sich anschließend selbst zu erschießen. Das Salzburger Volksblatt berichtete, dass "sämtliche fünf Leichen… die Hände ineinander verschlungen" hatten.
"Als Motiv der Tat gab Brunner in einem hinterlassenen Schreiben an, daß er mit Schrecken den allgemeinen wirtschaftlichen Zusammenbruch kommen sehe und seine Familie, insbesondere seine Kinder, nicht der Verelendung preisgeben wollte, zumal auch der Geschäftsgang in seiner Fabrik infolge des Krieges ein sehr flauer war und die Materialbeschaffung sich von Tag zu Tag schwieriger gestaltete. Er konnte es, wie er schreibt, nicht übers Herz bringen, daß er allein aus der Welt scheide, ohne seine Frau und seine drei Kinder mit sich zu nehmen, um sie auf diese Art vor einer ungewissen Zukunft zu bewahren."
Schon vor dem Ersten Weltkrieg lag die Selbstmordrate in den deutschsprachigen Ländern etwa doppelt so hoch wie etwa in Frankreich oder England. Die Gründe dafür lagen in erster Linie in den unsicheren politischen Verhältnissen und den sozioökonomischen Umbrüchen des frühen 20. Jahrhunderts. Während des Ersten Weltkriegs sollte die Selbstmordrate vor allem aus wirtschaftlichen Gründen weiter ansteigen (vgl. Christian Goeschel, Suicide in Nazi Germany, Oxford 2009).
Die Firma Hübschenberger und Co. wurde im Herbst 1918 geschlossen und das Inventar verkauft.
Link:
Ein Familiendrama (Salzburger Volksblatt vom 22. April 1918)