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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

22. August 1918

Badefreuden in und um Wien
"1. Kinder baden im Wienfluß in Hietzing. – 2. Das von der Gemeinde kürzlich errichtete Kinderfreibad im Wienflußreservoir in Hütteldorf. – 3., 4. Und 5. Aufnahme aus dem Donaubad in Klosterneuburg. – Die Wasserrutschbahn im 'Gänsehäufel'. – 7. Unterm Spritzwagen, das kostenloseste Freibad, weil es den Kleinen in die Gassen entgegenkommt und so das Fahrgeld erspart."; © Das interessante Blatt vom 22. August 1918

Im Gegensatz zum Jahrhundertsommer 1917 waren der Juli und der August 1918 den "wassersehnsüchtigen Wienern, jung und alt" über weite Strecken nicht wohl gesonnen. Hatte es aber einmal über 25 Grad, waren die Bäder in und rund um Wien voll. Eine Besonderheit waren die beiden damals neu errichteten Kinderfreibäder im Wienflussbett in Hietzing und in Hütteldorf. Darüber wie es dort vor Errichtung der Freibäder zuging, berichtete am 22. August 1918 Das interessante Blatt:

"Durch eine Verordnung, die im Vorjahre erflossen ist, wurde den Kindern der Aufenthalt im Wienflußbett gestattet. Die große Öffentlichkeit hat diese Verordnung in dieser aufgeregten Zeit schnell vergessen, nicht so die Kinder. In diesen ersten heißen Tagen des Jahres sind sie wieder hinabgestiegen ins Wienflußbett, haben ihre Kleider ausgezogen und sich frisch-frank-fröhlich-frei entlang den steinigen Ufern oder im Wasser der Wien selbst herumgetummelt. Gewagte Bürschlein haben das früher auch getan, als die Verordnung noch nicht erlassen war, aber die echte Freude hat dabei doch niemals kommen wollen. Es hieß immer wachsam sein, daß man bei dem Vergnügen nicht erwischt wurde, von einem Straßenwärter oder gar von einem Wachmann. Ach, das war dann immer ein Schreck! Die größeren und flinken Buben liefen freilich wie die Katzen die Böschung hinan und auf und davon, aber die kleinen! Die standen unten, blaß vor Entsetzen, zitterten und warteten, bis sie der Wachmann zu sich heraufkommandierte, verhaftete und dann – aber das wußten sie nicht im voraus – bei der nächsten Straßenecke laufen ließ. Manchmal wurden sie vor Schreck kopfscheu. Liefen wie die Mäuse in der falle hin und her, während das gestrenge Aufsichtsorgan getreulich oben mitpendelte, schrie und schalt, und die Kleinen unten brüllten. Ach, es war ein rechter Jammer!"

Am lebhaftesten ging es damals im Wienflussreservoir in Hütteldorf zu, wo ein kleines, seichtes Becken aus Zement von der Gemeindeverwaltung errichtet wurde, durch das das Wasser des Wienflusses hindurchfloss. Die ersten "richtigen" Freibäder für Kinder bis zum 14. Lebensjahr entstanden in Wien allerdings erst nach dem Weltkrieg, vor allem in Wiener Parkanlagen. Bis 1931 wurden 20 solcher Kinderfreibäder errichtet; wobei der Höchststand 1972 mit 32 mittlerweile "Familienbäder" genannten Anlagen erreicht wurde. Auch der in den letzten Jahren teilweise renaturierte Wienfluss zieht wieder "wassersehnsüchtige" Wienerinnen und Wiener an, die dort im Sommer nach Abkühlung suchen.

Links:
Das badende Wien (Das interessante Blatt vom 22. August 1918) 
Heute vor 100 Jahren: Freibäder in Wien (13. September 1917) 
Weiterlesen: Renaturierung des Wienflusses (Video)

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