Am 22. Dezember 1918 fand die Versteigerung des Hausmobiliars der aufgelösten königlich-ungarischen Leibgarde statt. Möbel, Bilder, Matratzen, Reitutensilien und anderes mehr kamen unter den Hammer und konnten vor der Auktion in der ehemaligen Reitschule der Kaserne der Leibgarde in der Lerchenfelderstraße besichtigt werden:
"Das Publikum beteiligte sich lebhaft an der Versteigerung und die Besserungen erfolgten in raschem Tempo. Ein Schreibtisch aus der Zeit Maria Theresias erzielte den Erstehungspreis von 1800 K., ein alter lombardischer Tisch 1900 K. Auch die Bilder fanden reges Interesse. Moderne Gebrauchsgegenstände, die in bunter Fülle zu sehen waren, wurden reißend abgesetzt. Eiserne Betten mit Roßhaarmatratzen erreichten Preise bis zu 419 K., eine feuerfeste Kasse wurde auf 2900 K. gesteigert; lederne Reithosen, von denen 48 Stück vorhanden waren, erreichten Preise bis 310 K. und Schreibmaschinen bis 2100 K. Der Gesamterlös, der rund 60,000 K. ausmachte, fällt, wie bereits mitgeteilt der Mannschaft der Leibgarde-Reiterschwadron als Abfertigung zu."
Der Gesamtertrag der Versteigerung betrug umgerechnet etwa 30.000,- Euro (1918 hatte eine Krone einen Wert von circa 0,50 Euro). Die königlich-ungarische Leibgarde war in der Nähe der Wiener Hofburg und den kaiserlichen Hofstallungen in einem Gebäudekomplex entlang der Museumstraße zwischen Stiftgasse und Lerchenfelderstraße untergebracht. Das Palais der königlich-ungarischen Leibgarde, das Palais Trautson, blieb nach dem Ersten Weltkrieg in ungarischem Eigentum. Erst 1961 wurde es von der österreichischen Bundesregierung als Sitz des Justizministeriums erworben. Teile des Palais westlich des Palais Trautson entlang der Stiftgasse mussten 1965 einem Bürohaus weichen. Auch die Kaserne samt Reitschule an der Lerchenfelderstraße wurde 1965 abgebrochen, um dort den Weghuberpark anzulegen.
Link:
Die Versteigerung in der Leibgarde-Reiterkaserne (Neues Wiener Tagblatt vom 23. Dezember 1918)