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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

22. Februar 1919

Die Opfer der blutigen Zusammenstöße zwischen Kommunisten und der Studentenwehr in Graz, 22. Februar 1919
"Die Opfer der blutigen Zusammenstöße zwischen Kommunisten und der Studentenwehr in Graz (Von links nach rechts): Kajetan Pferschy, Adolf Herzog, Wilhelm Saidler, Guido Vladar und Anton Tutekovitz"; © Wiener Bilder vom 9. März 1919

Während es in Deutschland zu zahlreichen Zusammenstößen zwischen kommunistischen Bewegungen, rechtsgerichteten Freischärlern und Armeeeinheiten kam, blieb Deutschösterreich von solchen Unruhen weitgehend verschont. Dennoch kam es auch dort vereinzelt zu Unruhen, etwa am 22. Februar 1919 in Graz. An diesem Tag gerieten deutschnationale Studenten und Kommunisten, die gegen Lebensmittelwucher demonstrierten, aneinander. Die Wiener Bilder berichteten darüber:

"Die Welle der kommunistischen Bewegung, die Europa heute durchbraust, hat auch in der steirischen Landeshauptstadt zu einer glücklicherweise nur vereinzelten Eruption des irregeleiteten Volkswillens geführt. Am 22. Februar kam es auf dem Murplatz in Graz, sodann auf dem Hauptplatz zu Demonstrationen und Schießereien, welche fünf Todesopfer und zahlreiche Verwundete erforderten. Die Kommunisten veranstalteten eine Versammlung außerhalb der Stadt, und zogen sodann truppenweise zurück. Nachmittags und abends kam es dann zwischen der Studentenwehr und dem Arbeiterhilfskorps zu Zusammenstößen. Hiebei wurde geschossen."

Die Unruhen kamen unter anderem deshalb zustande, weil die steiermärkische Landesregierung Maßnahmen ergriff die nicht in der Steiermark "heimatberechtigten" Kommunisten auszuweisen. Dafür griff die Landesregierung auf bewaffnete deutschnationale "Studentenwehr" zurück und forderte zusätzlich polizeiliche Unterstützung aus Niederösterreich an. Darüberhinaus wurde die für den 22. Februar 1919 geplante kommunistische Demonstration untersagt.

Am 22. Februar 1919 besetzten bewaffnete Mitglieder der "Studentenwehr" gemeinsam mit niederösterreichischen Gendarmen strategisch wichtige Plätze in der Grazer Innenstadt und harrten der Dinge. Während die Kommunisten in den damaligen Grazer Vorort Gösting auswichen und dort die geplante Demonstration abhielten, kam es auch in der Grazer Innenstadt am Murplatz (heute: Südtirolerplatz) zu Protesten gegen die bewaffneten Studenten. Letztere fühlten sich provoziert und feuerten in die Menge, was zu 4 Toten und 13 Verletzten führte; ein fünftes Todesopfer war später am Tag vor dem Grazer Rathaus zu beklagen, wohin sich die "Studentenwehr" zurückgezogen hatte. Die Täter blieben in der Folge straffrei, während die kommunistische Führung für die Unruhen verantwortlich gemacht wurde.

Links:
Blutige Ereignisse in Graz (Wiener Bilder vom 9. März 1919) 
Weiterlesen: Die Unruhen vom 22. Februar 1919. Massaker an "Kommunisten" in Graz (PDF, Steirische Volksstimme)

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