Am 22. Juli 1918 berichtete Der Kinobesitzer unter dem Titel "Zukunftssorgen" von den Plänen der ungarischen Regierung, die gesamte Kinobranche, also Kinos und Verleihunternehmen, zu kommunalisieren. Der Gesetzesentwurf mit dem Titel "Ueber die Ordnung des Kinematographenwesens" sah nicht nur die Verstaatlichung des gesamten Kinowesens vor, sondern auch, dass keine neuen Kinolizenzen mehr vergeben und bestehende Lizenzen nach längstens 2 Jahren entschädigungslos eingezogen werden sollten. Als Nutznießer dieser Regelung verdächtigte Der Kinobesitzer nicht näher bezeichnete Bankenkonsortien. In der österreichischen Reichshälfte, in "Cisleithanien", fürchtete man jedenfalls ein mögliches Übergreifen dieser Enteignungspläne der Regierung der ungarischen Reichshälfte, die aus Wiener Sicht gerne "Transleithanien" genannt wurde:
"Daß aber angesichts dieses in Ungarn auf das gesamte Kinowesen geplanten Attentates auch die österreichischen maßgebenden Faktoren zu dieser Frage Stellung zu nehmen sich veranlaßt sehen, ist wohl selbstverständlich, denn für den gottlob nicht zu gewärtigenden Fall, als das Unerhörte in Ungarn doch zur Tat werden sollte, würden die österreichisch-ungarischen Grenzpfähle sicherlich kein wirksames Abwehrmittel gegen ein Uebergreifen dieser Monstrosität darstellen."
Tatsächlich wurde das geplante Gesetz nicht umgesetzt und der Rücktritt des dafür verantwortlichen ungarischen Ministerpräsidenten Alexander Wekerle kommentierte Der Kinobesitzer am 28. Oktober 1918 mit Genugtuung:
"Der Name Wekerles hat also auch in der Kinobranche eine – freilich wenig rühmliche – Berühmtheit erlangt und so ist die Registrierung seines Rücktrittes, der voraussichtlich einem endgültigen Ausscheiden aus der ungarischen Politik gleichkommen wird, gewiß motiviert und erklärlich. Wir wollen ihm also ein politisches 'Requiescat in pace!' zurufen."
Links:
Zukunftssorgen (Der Kinobesitzer vom 22. Juli 1918)
Zur Demission des ungarischen Ministerpräsidenten Dr. Wekerle (Der Kinobesitzer vom 28. Oktober 1918)