Der herannahende Winter, eine für den Herbst typische "nasskalte Witterung", die gepaart mit der kriegsbedingten medizinischen Unterversorgung Erkrankungen begünstigte, sowie die anhaltende Rohstoffknappheit prägte die Lokalberichterstattung der steirischen Presse Ende Oktober 1917. Das Grazer Tageblatt berichtete am 22. Oktober in gleich zwei Fällen aus dem steirischen Kohlebergbau:
In den in Ilzer Kohlebergwerken blieben täglich bis zu 40 Bergarbeiter von der Arbeit fern "da sie zum Teile selbst an der Ruhr erkrankt sind, zum Teile Ruhrkranke in ihrer Familie haben." Aufgrund der Ausbreitung der Ruhr wurden laut Grazer Tagblatt um 2000 Meterzentner Kohle (circa 100.000 Kilo) weniger abgebaut. Als Grund für den Anstieg der Erkrankungen wurde das kriegsbedingte Fehlen einer ausreichenden medizinischen Versorgung verantwortlich gemacht.
Die unmittelbaren Folgen aus dem sinkenden Kohleabbau spürten laut der Zeitung unter anderem auch die Volksschüler in Leoben: "Der Kohlenmangel machte sich schon jetzt in den Schulen unangenehm bemerkbar. Trotz der naßkalten Witterung wurde das Volksschulgebäude nicht geheizt, woraus sich die starke Krankheitsziffer unter den Schulkindern erklärt. Nun wird die Mädchenschule in der Knabenschule untergebracht, so daß nur die Beheizung der einen Hälfte des Schulgebäudes notwendig sein wird. Dies hat aber die Einführung des Halbtagsunterrichtes zur Folge."
Resignierend schloss das Grazer Tagblatt: "Ist es denn wirklich nicht einmal in Leoben, das ja auf der Kohle steht, möglich, die für das Schulgebäude notwendige Kohle aufzubringen?"
Links:
Kohlenförderung und Ruhr (Grazer Tagblatt vom 22. Oktober 1917)
Schule und Kohlennot (Grazer Tagblatt vom 22. Oktober 1917)
Weiterlesen: Peter Kiesswetter, Kohle im Ilzer Revier 1799-1964