Am 22. September 1918 machte sich die Allgemeine Automobil-Zeitung über die Vision des Amerikaners C. H. Claudy über das "Automobil der Zukunft" lustig. Claudy dachte an ein modernes Auto, das im Gegensatz zu den 1918 gebräuchlichen Gefährten, eine glatte und geschlossene sowie wetterfeste Karosserie haben würde und so niedrig wäre, dass man nicht mehr hineinklettern müsse. Als Antrieb käme Elektrizität in Frage und autonom sollte das "Automobil der Zukunft" überdies auch noch unterwegs sein. Die von Felix Sterne und Adolf Schmal-Filius in Wien herausgegebenen Allgemeinen Automobil-Zeitung spottete:
"Selbstverständlich ist das hier abgebildete Automobil der Zukunft eine amerikanische Idee, denn nirgends anders als dort würde jemand an einen so phantastischen Gedanken geraten. Schon aus dem Grunde nicht, weil man diesseits des großen Teichs keine so naiven Leser findet, denen man ein Bild vorsetzen könnte, wie das hier wiedergegebene […] Dieses Automobil ist, wie man sieht, mehr Glaswand als Automobil. Wenn dieses Zukunftsautomobil einmal zufälligerweise auf der Landstraße in einen Straßengraben stürzen sollte, so wird es schon einer gehörigen Arbeit bedürfen, um aus den Glastrümmern das automobilistische Herkulaneum oder Pompeji mit den übriggebliebenen Resten der Insassen auszugraben. Hören wir nun, wie sich Herr Claudy dieses Automobil der Zukunft vorstellt. Es wird, so sagt er, vor allem wetterfest sein. Der offene Wagen wird in Zukunft niemals mehr so beliebt sein, wie er es in der Vergangenheit war. Die Normaltype der Zukunft wird vielmehr das wetterfeste Automobil sein […] Innerhalb der Glaswände wären die Insassen auch so vor dem Luftzug gesichert, daß die Damen, wie die Abbildung zeigt, die Hüte entbehren könnten. Da hätten wir also auch einen sehr wirtschaftlichen Vorteil in diesen teuren Zeiten gewonnen, es fielen die Kosten für die Saison- und Uebergangshüte der Damen hinweg, gewiß keine geringe Ersparnis…"
Zwar sind einige der Visionen Claudys nach wie vor Utopie, vieles wurde aber schon verwirklicht, etwa Karosserien aus Fiberglas, Elektromotoren und erste autonom fahrende Automobile. Letzteres ist seit 2016 auch außerhalb der Vereinigten Staaten rechtlich möglich, da in diesem Jahr das "Wiener Übereinkommen über den Straßenverkehr" von 1968 dahingehend adaptiert wurde, dass autonomes Fahren zulässig ist, solange autonom fahrende Kraftwägen jederzeit vom Fahrer gestoppt werden können.
Links:
Das Automobil der Zukunft (Allgemeine Automobil-Zeitung vom 22. September 1918)
Weiterlesen: Wiener Übereinkommen über den Straßenverkehr (Konvention der Vereinten Nationen)