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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

23. Februar 1919

Gesamtansicht des burgenländischen Braunkohlenbergwerks in Neufeld im Februar 1919
Gesamtansicht des burgenländischen Braunkohlenbergwerks in Neufeld im Februar 1919, heute befindet sich hier der Neufelder See; © Wiener Illustrierte Zeitung vom 23. Februar 1919

Aufgrund der Grenzziehungen nach dem Ersten Weltkrieg war die Stadt Wien von ihren traditionellen Kohlenlieferanten in Böhmen abgeschnitten und musste sich um inländische Alternativen umsehen. Eine davon fand sich im niederösterreichisch-burgenländischen Grenzgebiet bei Zillingdorf (Niederösterreich) und Neufeld (Burgenland). Dort hatte die Gemeinde Wien bereits 1912 Braunkohlegruben gepachtet, die aber nicht intensiv bewirtschaftet wurden, nun aber an Bedeutung gewannen. Schon wengig später konnten dort in den 1920er Jahren etwa 1.000 Bergarbeiter beschäftigt werden. Aber Anfang 1919 herrschte noch Mangel an Arbeitskräften, wie die Wiener Illustrierte Zeitung am 23. Februar 1919 berichtete:

"Der Neufelder Tagbau liefert gegenwärtig 60 bis 100 Waggon täglich. Das Deckgebirge der Kohle wird vorerst in zwei , später in einer Etage mittels Eimer-Ketten-Trockenbaggern abgeräumt und mit dem Material werden die alten Tagbaue verschüttet. Die Leistung des Tagbaues könnte eine weit höhere sein, wenn der Gewerkschaft genügend Arbeitskräfte zur Verfügung ständen. In Neufeld sind mehr als 200.000 Tonnen Kohle abgedeckt und die Förderung könnte täglich 130 Waggon betragen, wenn genügend Arbeitskräfte vorhanden wären. Mittels der etwa 4 Kilometer langen, schmalspurigen Bergwerksbahn wird die Kohle in das am Leitha-Fischa-Wasserkanale in Neu-Ebenfurth errichtete Kraftwerk verfrachtet. Dasselbe ist derzeit ungefähr zur Hälfte ausgebaut. Das Kesselhaus ist ein dreischiffiges Gebäude und enthält acht in zwei Reihen aufgestellte Hochleistungskessel von je 500 Quadratmeter Heizfläche. Für die 16.000-Volt-Anlage ist ein im Hofe freistehendes Schalthaus errichtet worden, welches auch Räume für die zugehörigen Transformatoren enthält."

Während der Wirtschaftskrise, wurde das Stromkraftwerk in Ebenfurth 1932 geschlossen und in der Folge auch der Bergbau eingestellt. Da mit der Einstellung des Bergbaus auch das Abpumpen des Grundwassers aus den Gruben entfiel, entstand anstelle der Kohlengruben im burgenländischen Neufeld innerhalb eines Jahres ein knapp 2 Kilometer langer und etwa 800 Meter breiter See. Heute ist der Neufelder See ein vielbesuchter Badesee und mit etwa 23 Meter Tiefe auch ein beliebtes Tauchrevier.

Link:
Zur Wiener Kohlennot (Wiener Illustrierte Zeitung vom 23. Februar 1919)

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