Im Frühjahr 1918 war die Kriegsmüdigkeit in der Bevölkerung der Donaumonarchie unübersehbar geworden. Die Menschen richteten ihre Hoffnung auf die Friedensverhandlungen mit Russland in Brest-Litowsk. Während sozialistische Gruppierungen den Krieg für einen Auswuchs des Kapitalismus hielten und den Frieden durch revolutionäres Handeln erzwingen wollten, setzte die bürgerliche Friedensbewegung auf eindringliche Appelle an die Staatsregierungen.
Beispielhaft für die Breite der Friedensbewegung standen zwei Friedenskundgebungen, von denen am 23. Jänner berichtet wurde. In Salzburg versammelten sich tausende Menschen zu einer Kundgebung, die deshalb ins Freie vor den Sitz der Salzburger Landesregierung und des Rathauses verlegt werden musste. Zeitgleich mit der sozialdemokratisch geprägten Salzburger Friedenskundgebung fand im Wiener Konzerthaus eine vom bürgerlichen Allgemeinen Österreichischen Frauenverein einberufene Friedenskundgebung statt. Die Wiener Lehrerin Mathilde Hanzel besuchte die Friedensversammlung im Konzerthaus und schilderte in einem Brief vom 23. Januar 1918 an ihren Ehemann, dass "die Begeisterung der Zuhörer so groß war, daß sie mit den Füßen trampelten und der ganze Saal dröhnte."
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Die Friedenskundgebung der Salzburger Arbeiterschaft (Salzburger Wacht vom 23. Jänner 1918)
Weiterlesen: "… und morgen geht's an ein fröhliches Werben f. den Frieden."