Die Website zum Gedenk- und Erinnerungsjahr 2018 wird nicht mehr aktualisiert, steht aber bis auf weiteres als Nachlese zur Verfügung.
Seitenpfad
Ihre Position: Oesterreich100.at - Von Tag zu Tag 1917 bis 1919
Inhalt

Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

23. Jänner 1919

Erzherzog Josef Ferdinand mit Generaloberst Joseph Roth von Limanowa-Lapanów am Flughafen Brixen
Flugplatz Brixen, Südtirol: Erzherzog Josef Ferdinand (rechts) mit Generaloberst Joseph Roth von Limanowa-Lapanów, Herbst 1917; © Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv

Trotz von der k.u.k. Armee normierter Verhaltensregeln kam es während des Ersten Weltkriegs immer wieder zu Verstößen dagegen. Beispielsweise tauchten Anfang 1919 militärische Dokumente auf, die das Verhalten des Generals der Infanterie Erzherzog Josef Ferdinand von Österreich-Toskana in ein fragwürdiges Licht rückten, wie das Neuigkeits-Welt-Blatt am 23. Jänner 1919 zu berichten wusste:

"In den letzten Tagen sind in einem ungarischen Blatt militärische Dokumente veröffentlicht worden, nach welchen österreichisch-ungarische Truppen, die unter dem Kommando des Erzherzogs Josef standen, durch eigenes Maschinengewehrfeuer zum Halten wichtiger Stellungen gegen das russische Heer gezwungen worden sein sollen."

Auch die Arbeiter-Zeitung veröffentlichte am selben Tag Auszüge aus den Dokumenten, in denen Erzherzog Josef Ferdinand sogar selbst zugab, dass er angeordnet hatte, von hinten auf die eigenen Soldaten schießen zu lassen. Allerdings hatte diese Strategie, die die Soldaten dazu bewegen sollte wieder an die vorderste Frontlinie zurückzukehren, keinen Erfolg, wie er ausführte:

"Ich füge bei, dass auch das Feuer von rückwärts die Truppen nicht abhielt, ihre Stellungen zu verlassen, sobald der Feind schärfer einsetzte, und dass Leute in der Front aus vollster Erschöpfung Selbstmord begingen."

Erzherzog Josef Ferdinand übernahm im August 1914 das Kommando des 14. Armeekorps, das an der russischen Front Niederlagen an der Zlota und an der Gnila Lipa hinnehmen musste. 1916 zum Generaloberst befördert, erlitt er während der russischen Brussilow-Offensive weitere schwere Niederlagen. Im Herbst 1916 wurde er deshalb von der Front abgezogen und zum General-Inspektor der k.u.k. Luftfahrtruppen ernannt. Nach dem Weltkrieg blieb der ehemalige Erzherzog als einfacher Staatsbürger in Österreich. Nach dem "Anschluss" Österreichs an Hitler-Deutschland wurde er 1938 von den Nationalsozialisten 3 Monate im Konzentrationslager Dachau interniert. Er starb 1942 in Wien und wurde in der Kapuzinergruft bestattet.

Während des Kriegs führte Erzherzog Josef Ferdinand ein Tagebuch, das zu Kriegsende angeblich 11 Bände umfasste. Er plante dieses Tagebuch umzuarbeiten, um es 50 Jahre nach seinem Tod, also 1992, veröffentlichen zu lassen. Letzteres ist bis dato aber nicht geschehen…

Links:
Das Tagebuch des ehemaligen Erzherzog Josef (Neuigkeits-Welt-Blatt vom 23. Jänner 1919) 
Der "Soldatenvater" läßt in die Soldaten hineinfeuern (Arbeiter-Zeitung vom 23. Jänner 1919)

Alle Einträge anzeigen: Von Tag zu Tag