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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

23. Juli 1918

Deutschfeistritz, Steiermark, um 1915
Deutschfeistritz, Steiermark, um 1915; © Österreichische Nationalbibliothek, Ansichtskarten Online AKON

Am 23. Juli 1918 erschien im Grazer Tagblatt die eindrucksvolle Schilderung eines der schweren Gewitter, die im Juli 1918 die Steiermark heimsuchten und zu großen wirtschaftlichen Schäden führten. Die Schilderung wurde von einem Leser des Grazer Tagblattes verfasst, der am 18. Juli auf einem Ausflug auf den Schartnerkogel bei Deutschfeistritz vom Unwetter überrascht wurde:

"In den ersten Nachmittagsstunden lastete eine in dieser Höhe seltene Schwüle auf Wald und Flur. Der noch um 2 Uhr blaue Himmel überzog sich mit hellen Wolken. Gegen 4 Uhr verdüsterte sich das Bild, von Norden und Nordwesten schoben sich immer dunklere Wolken über die Spitze des Schartner und senkten sich gegen Deutschfeistritz und Stübing zu ins Tal. Schichte auf Schichte fast schwarzer Wolkenmassen folgten, bis nur mehr die allernächste Umgebung sichtbar war. Ein Blitz, dem ein furchtbarer Donnerschlag folgte, leitete einen minutenlangen Hagelschlag von haselnußgroßen Körnern ein . Dann war es still und gespensterhaft flogen fast weiße Nebelfetzen in die schwarze Wolkenwand. Das mochte eine Viertelstunde gedauert haben, als ein rasender Sturm sich erhob und unter Blitz und Donner, aber fast ohne Regen, ein alles vernichtender Hagel niederging. Die kleinsten Schloßen hatten einen Durchmesser von drei, die größten von über fünf Zentimetern. Dachdecken aus Ziegeln und Schindeln wurden zertrümmert und doppelt gelegte neue Dachpappe bekam Löcher. Fast eine Stunde dauerte dieses furchtbare Konzert entfesselter Naturgewalten, ein schauerlich-schönes Bild. Nachdem Ruhe eingetreten war, besichtigten wir mit den Pächtersleuten die Schäden. Die hoffnungsvolle Ernte war gewesen. Gebrochen, geknickt in den Boden gestampft alle Feldfrüchte, das Gemüse zerschlagen, das unreife Obst auf der mit Ästen und Blättern bedeckten Erde. Manche Bäume sind kahl wie im Herbst. Zum ersten Mal sah ich einen Bauern weinen und sein Weib schluchzen […] Franz Winterleitner heißt der arme Pächter auf dem Schartner bei Deutschfeistritz, der nun im dritten Jahr durch Naturgewalten um den Ertrag seiner mühevollen harten Arbeit gekommen ist."

Heute befindet sich in Stübing am Fuße des Schartnerkogels eines der 10 größten Freilichtmuseen Europas, das historische Hauslandschaften aus den verschiedenen Bundesländern zeigt. 2018 wird dort – nicht ganz unpassend – die Sonderausstellung "Sonne, Blitz und Donnerschlag" gezeigt.

Links:
Auf dem Schartnerkogel während des Unwetters am 18. Juli (Grazer Tagblatt vom 23. Juli 1918)
Heute vor 100 Jahren: Heftige Gewitter in der Steiermark (16. Juli 1918)
Weiterlesen: Freilichtmuseum Stübing

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