Der Landeskulturrat für Vorarlberg (der 1911 gegründete Vorläufer der heutigen Landwirtschaftskammer) gab in der Ausgabe des Landboten von Vorarlberg vom 23. März 1918 Tipps zum richtigen Kartoffelanbau. Die nährstoffreiche Kartoffel war in Zeiten von Mangelwirtschaft eine ausgesprochen nachgefragte Feldfrucht. Im Laufe des Krieges gewannen Kartoffeln immer mehr an Bedeutung, und wurden beispielsweise getrocknet und gerieben als Mehlersatzmittel verwendet.
"Die sichersten Erträge liefern die Kartoffeln in leichten, warmen, wenn möglich etwas sandigen Böden, die in gutem Kulturzustande stehen. Neubruch von Klee und Wiesenland, wobei nach dem Umbrechen die Schollen und Rasenstücke ganz zerhackt werden sollen, eignen sich für Kartoffeln sehr, desgleichen Wald- und Weideböden. […] Als schwach bewurzelte Pflanze verlangt die Kartoffel einen nährstoffreichen Boden und am besten sagt ihr eine starke Stallmistdüngung zu. […] Die Kartoffel ist eine kaliliebende Pflanze, weshalb ihr eine Düngung mit Kainit im frühen Frühjahre oder eine solche mit Kalisalz kurz vor dem Anbaue sehr zusagt! […] Bei uns in Vorarlberg kann die Pflanzung je nach den Witterungsverhältnissen bis zu einer Höbe von 900 m, bei warmen sonnigen Lagen auch darüber, den ganzen Monat April durchgeführt werden. Ein vorübergehender Frost schadet nichts, wenn die Knollen gut mit Erde bedeckt sind. […] Schon bei der Ernte soll man für die Auslese des Saatgutes bedacht sein, so zwar, daß mittelgroße, gesunde Knollen für diesen Zweck ausgelesen werden. Am sichersten werden mittelgroße ganze Knollen zur Saat verwendet."
Der Kartoffelanbau zur Selbstversorgung wurde allerdings durch die schlechte Verfügbarkeit von Saatgut erschwert: "So wichtig die Sortenwahl ist, so wird man heuer doch wegen des beschränkten Vorrates nicht sehr wählerisch sein können. Man bevorzuge krustige, gesunde, wenn auch raue Sorten, die sichere Ernten versprechen."
Links:
Anleitung zum Kartoffelanbau (Landbote von Vorarlberg am 23. März 1918)
Heute vor hundert Jahren: Erdäpfelrationierung 1917
Heute vor hundert Jahren: Die Einführung von Kartoffelkarten