Am Montag, dem 23. September 1918, berichtete die Wiener Abendpost über den allerersten Bühnenauftritt von Anton "Toni" Girardi, Sohn des berühmten Volksschauspielers, der wenige Monate zuvor verstorben war:
"In der Titelrolle des Dramas 'Der Zarewitsch' betrat Herr Anton Girardi, der Sohn des verblichenen großen Künstlers, zum überhaupt ersten Male die Bühne. Er zeigte in der von der Verfasserin durchaus erklügelten und ohne Menschlichkeit hingestellten Theaterpuppe eine für einen Anfänger erstaunliche Bühnensicherheit, behauptete sich als guter und denkender Sprecher; alle sympathischen Mängel des Anfängers fehlten natürlich nicht; noch stellt Girardi jun. mehr dar, als im Geist der Rolle aufzugehen. Aus Momenten der Unbewußtheit blitzt Ähnlichkeit mit seinem Vater; es wird überhaupt der Zweifel lebendig, ob aus Girardi jun. einst ein vortrefflicher humoristischer Bonvivant, kein drastischer Komiker von der Art seines Vaters wird, aber ein wertvolles und hochzuschätzendes Lustspieltalent sicherlich."
Girardis Bühnenpremiere fand am 21. September 1918 im – wie sich die Wiener Abendpost anerkennend ausdrückte – "anmutigen" Stadttheater im niederösterreichischen St. Pölten statt. Der 1899 geborene Anton Maria Girardi sollte bis zum Zweiten Weltkrieg noch zahlreiche Bühnen- und einige Filmauftritte absolvieren, war Mitglied des Ensembles Josef Jarnos im Lustspieltheater im Wiener Prater und betätigte sich auch als Conferencier, Couplet-Sänger und Bühnenautor. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er anfangs als Zeitungsverkäufer in Salzburg, um später nach Hamburg zu übersiedeln, wo er als freier Schriftsteller wirkte. Anton Giardi verstarb 1961.
Links:
Stadttheater in St. Pölten (Wiener Abendpost, Beilage zur Wiener Zeitung, vom 23. September 1918)
Heute vor 100 Jahren: Alexander Girardis Burgtheaterpremiere (16. Februar 1918)
Heute vor 100 Jahren: Alexander Girardi verstorben (20. April 1918)
Heute vor 100 Jahren: Die Jarno-Bühnen (31. Juli 1918)