1907 gründete der britische Offizier Smyth Baden-Powell die Pfadfinderbewegung. Das erste Pfadfinderlager mit 20 Teilnehmern wurde auf der Insel Brownsea im Ärmelkanal abgehalten. Danach ging es rasant voran: Schon zwei Jahre nach dem ersten Lager gab es bereits 60.000 Pfadfinder, ab 1910 auch die ersten Pfadfinderinnen. 1912 wurden die Wölflinge (jüngere Kinder) und noch vor dem Ersten Weltkrieg die Rover (über 18-Jährige) gegründet, die im ersten Weltkrieg eine wichtige Rolle spielten. In Österreich wurde die erste Pfadfindergruppe 1910 in Wiener Neustadt gegründet. Heute ist die Pfadfinderbewegung die weltweit größte Jugendorganisation mit ca. 34 Millionen Mitgliedern.
1914 schlossen sich die verschiedenen österreichischen, galizischen und böhmischen Pfadfinderinnen und Pfadfindergruppen zum "Österreichischen Pfadfinderbund" zusammen. Zur selben Zeit wurden hierzulande auch die ersten Mädchengruppen und im adriatischen Küstenland die "Seepfadfinder" gegründet (die erste Seepfadfindergruppe entstand in Lussinpiccollo, heute Mali Losinj in Kroatien). 1917 hatte der Österreichische Pfadfinderbund bereits 3.100 männliche und 300 weibliche Mitglieder und erhielt das Recht die österreichische Kaiserkrone im Wappen zu tragen. Die ersten Pfadfinderlager fanden in Neulengbach in Niederösterreich zwischen 1916 und 1918 statt, an denen Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus der ganzen Monarchie teilnahmen, darunter wohl auch Mitglieder der oben abgebildeten Gruppe aus Trient (heute Trento in Italien).
Während des Ersten Weltkriegs leisteten die Pfadfinder zahlreiche Hilfsdienste, unter anderem bewachten sie Fahrzeuge, halfen bei der Verteilung von Ausrüstungsgegenständen, machten Botendienste, leisteten Pionierdienste oder halfen dem Roten Kreuz. Ihre Arbeit wurde von der Armeeführung geschätzt, nicht zuletzt weil sie freiwillig und kostenlos geleistet wurde. Als einer der Gründerväter der österreichischen Pfadfinder gilt Emmerich "Papa" Teuber, der die Leistungen seiner Schützlinge im Weltkrieg im Zentralblatt des Bundes österreichischer Frauenvereine im Februar 1917 hervorhob, seinen Text aber mit einem gewissen Pessimismus schloss: "Erst die in der Zeit des Weltkrieges so recht deutlich zutage getretene bedauerlichen Erscheinungen der wachsenden geistigen und körperlichen Verwahrlosung der Jugend haben in der großen Oeffentlichkeit das Verständnis für die Notwendigkeit einer ergänzenden Erziehung und damit auch das Interesse für die Jugendorganisationen geweckt. Man wird sich nun der gewaltigen Versäumnisse der Vergangenheit bewußt und versucht zu retten was noch zu retten ist."
Links:
Trienter Pfadfinder, Foto im Originalzusammenhang (Wiener Bilder vom 24. Februar 1918)
Zwecke und Ziele der Jugendorganisationen (Der Bund. Zentralblatt des Bundes österreichischer Frauenvereine, Heft 2 vom Februar 1917)
Weiterlesen: Geschichte der österreichischen Pfadfinderbewegung auf der Seite des Österreichischen Pfadfindermuseums und Instituts für Pfadfindergeschichte