Am 24. Juni 1918 berichtete das Grazer Tagblatt über den erstmaligen Einsatz einer technischen Innovation, die die Landwirtschaft entlasten sollte – dem Motorpflug:
"Bei schier trostlosem Wetter legte Sonntag der Motorpflug in Steiermark seine erste Probe ab. Auf dem Gute 'Teichhof' des Herrn Dr. Erich Klusemann in Hart waren hiezu viele Landwirte aus dem ganzen Bezirke erschienen. Der Motorpflug arbeitete auf dem Felde trotz weichen, klebrigen Bodens und ungeeigneten Betriebsstoffes zur Zufriedenheit. Nachdem er einige Furchen gezogen hatte, hielt Herr Direktor Jentsch der Landes-Ackerbauschule in Grottenhof einen kurzen Vortrag über das Wesen der Motorpflüge überhaupt und des nun in Verwendung stehenden im besonderen."
Vollmechanisierte Pflüge gab es bereits seit den 1850er Jahren, waren damals aber nur für Großbetriebe rentabel, da sie den Einsatz sogenannter "Lokomobile" erforderten, die an den jeweiligen Enden der Felder als Seilwinden dienten und einen einen Pflug am Feld hin- und herzogen. Direkt motorisierte Pflüge wurden erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts entwickelt. Darauf nahm auch das Grazer Tagblatt Bezug:
"Der Motorpflug stammt aus der böhmisch-mährischen Maschinenfabrik 'Praga' und macht die bisher auf großen Gütern in Gebrauch gewesenen Dampfpflüge mit ihren vielen Umständlichkeiten überflüssig. Die Betriebsmaschine geht mit dem Pfluge selbst über das Pflugfeld, während bisher der Pflug mit Seilen nebenher gezogen werden mußte. Der Versuchspflug hat 40 Pferdekräfte und 5 Pflugscharen, vollbringt eine Tagesleistung von 3 bis 31/2 Hektar und bedarf zu seiner Betriebsfähigkeit etwa 25 Liter Betriebsstoff (Benzin, Benzol)."
Motorpflüge waren auch eine Möglichkeit dem kriegsbedingten Mangel an Zugtieren zu begegnen: "Der Verpflegsausschuß des Bezirkes Umgebung Graz hat zwei Pflüge angeschafft, um der Bespannungsnot auf dem Felde abzuhelfen und den Landwirten das An- und Umbauen in der Zeit des Leutemangels zu sichern. […] Durch die Anschaffung des Pfluges, der allerdings nur für die flachen Gebiete brauchbar ist, werden Zugtiere für das Hügelland frei. Der Pflug wird zuerst großen Gütern behilflich sein, dann sollen sich mehrere Besitzer zusammentun, um ihn einige Tage zu beschäftigen. Ein Pflug wird nördlich, der andere südlich von Graz arbeiten. Um die Überlassung ist bei dem Verpflegsausschuß der Bezirkshauptmannschaft Umgebung Graz einzuschreiten."
Link:
Das Schaupflügen (Grazer Tagblatt vom 24. Juni 1918)