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Von Tag zu Tag 1917 bis 1919

25. Februar 1919

Die Leiche im schwimmenden Reisekoffer. Geheimnisvoller Mord an dem Sohn eines Wiener Stadtschneiders, 1919
"Die Leiche im schwimmenden Reisekoffer. Geheimnisvoller Mord an dem Sohn eines Wiener Stadtschneiders"; © Neueigkeits-Welt-Blatt vom 25. Februar 1919

Am 25. Februar 1919 wurden die Mörder des jungen Handelsangestellten Sigmund Metzl verhaftet. Der Raubmord war trotz der von Verrohung, Mord und Gewalt geprägt Nachkriegsgesellschaft in ganz Wien Stadtgespräch. Das Neue Wiener Journal vom 25. Februar 1919 berichtete vom vermutlichen Tathergang:

"Daß der junge Metzl im Hause Wipplingerftraße 24 erschossen und beraubt worden ist, unterliegt kaum einem Zweifel; aber auch bei der genauesten Durchsuchung der Wohnung und des ganzen Hauses konnten nicht die geringsten Blutspuren gefunden werden. Das ist vielleicht durch den Nahschuß erklärt und stimmt mit der Tatsache überein, daß auch die Leiche keine Blutspuren zeigte und das Blut erst aus der Wunde zu rieseln begann, als man sie zur Seite neigte. Der eigentliche Hergang des Verbrechens und der unmittelbare Schauplatz der Tat sind demnach nicht bekannt."

Der Mord an Sigmund Metzl wurde vom Sohn des Portiers von Metzls Wohnhaus in der Wiener Wipplingerstraße 24, wo Metzl im 4. Stock wohnte, Karl Schaffenhaus mit einem Revolver begangen. Schaffenhaus brachte die Leiche seines Opfers gemeinsam mit zwei Gehilfen in einem Koffer, den sie zuvor am eleganten Wiener Graben erworben hatten, außer Hauses und transportierten sie mit einem Pferdefuhrwerk zur Reichsbrücke, von wo sie ihn in die Donau warfen. Dabei wurden die Täter allerdings beobachtet; außerdem wurde der Koffer beim Sturz in den Fluss an einer Säule beschädigt, sodass er teilweise geöffnet bereits am nächsten Tag im niederösterreichischen Regelsbrunn angeschwemmt und entdeckt wurde.

Die Täter verprassten die Beute noch am Abend des Mordtages im Café Möve, das sich in einem bis heute bestehendem Gebäude in der Dampfschiffstraße 20 im Wiener Bezirk Landstraße befand. Im Zuge der Morduntersuchungen wurde das offenbar übel beleumundete Café wegen Schleichhandels und Wucher vorrübergehend geschlossen. Schaffenhaus und seine Komplizen, die ihre Fluchtpläne leichtsinnigerweise verraten hatten, wurden am 25. Februar in der Nähe von Mistelbach verhaftet.

Links:
Die Leiche im Koffer (Neues Wiener Journal vom 25. Februar 1919)
Zwei jugendliche Raubmörder verhaftet (Illustrierte Kronen-Zeitung vom 26. Februar 1919; ausführlicher Bericht, auch über die Verhaftung der Täter)

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